Die Küsnachterin Susi Bleuler hat vor 50 Jahren die Galerie im Höchhuus gegründet. Nun stellt die renommierte Künstlerin ihr eigenes Schaffen aus. Die Werkschau zeigt ihr Wirken durch die Zeitepochen hindurch.
Die 86-jährige Susi Bleuler ist aus Küsnacht nicht mehr wegzudenken. Sie hat die Gemeinde durch ihre Kreativität bis heute enorm geprägt und auch im In- und Ausland als Malerin, Fotografin und Objektgestalterin ausgestellt. «Viele meiner Arbeiten sind aus Farbe, Form und meiner Intuition heraus entstanden», sagt Bleuler, welche die Höchhuus Galerie mitten im Dorf, zentral an der Seestrasse, in den 1970er-Jahren etablierte. 15 Jahre lang leitete sie diese auch.
«Als die Gemeinde Küsnacht 1974 eine Umfrage startete für das restaurierte Höchhuus, schlug ich vor, im prächtigen Haus eine dorfeigene Galerie zu gründen.» Und so belebte sie das Riegelwerk aus dem 13. Jahrhundert wieder. Bei ihrer Galerietätigkeit sei sie oft von interessierten Menschen unterstützt worden. «Es war eine bereichernde Zeit, da ich laufend neue Künstler kennen lernte und es Freude machte, interessante Ausstellungen zu zeigen», so Bleuler.
Inspiration im Zufälligen finden
Ihre Muse findet Bleuler eigentlich überall. Die Inspiration entstehe aus den bereits aufgetragenen Farben und Formen. «Keine Vorgaben, keine Skizzen. Einflüsse von aussen sind immer da, aber nie bewusst. Sehr viele Künstler interessieren mich, die verschiedensten Kunststile», so die Küsnachterin weiter. Die Bilder seien aus dem Nichts entstanden, ohne Entwürfe und Thema. «Ich trug Farbe in dünnen Schichten auf, es bildeten sich Linien, Spuren, Formen, die ich aufnahm und weiterentwickelte», erzählt sie. Die Zufälligkeit der Bildgestaltung zieht sich wie ein roter Faden durch ihre gesamte Werkschau.
Eine Entdeckung am Strassenrand oder ein zufälliger Moment im Atelier würden dem kreativen Schaffen neue Impulse geben, so Bleuler. Zufälle seien in der Kunst enorm wichtig. So kam es auch, dass sie der Ausstellung das Thema «Einfälle und Zufälle» widmet.
Früh von Kreativität umgeben
Ausgewachsen ist Susi Bleuler auf der anderen Seeseite, in Rüschlikon, wo sie in eine Künstlerfamilie hineingeboren wurde. Ihre Mutter war eine Konzertpianistin, ihr Vater ein Plastiker und Dichter. So kam sie schon als junges Mädchen mit allen Arten von Kunst und Kultur in Berührung. «Meine Kindheit war ausgefüllt mit Musik, Zeichnen, Basteln und Modellieren. Der Zeichenblock war mein ständiger Begleiter», schreibt sie auf ihrer Website. Alles sei damals «sehr frei im kreativen Sinne» und «nie eingeengt» gewesen. «Trotzdem fand ich erst spät zum eigenen Kunstschaffen, ausgelöst durch den Besuch einer Ausstellung von Collagen», sagt Bleuler.
Während sie mit Anfang 30 zwei Kinder aufzog, widmete sie sich eigenen Collagenarbeiten, die sie auch verkaufte. Doch dies war nicht immer leicht, da sie fest ins Familienleben eingebunden gewesen sei.
Rückblickend sagt sie über diese Phase ihrer vielseitigen Biografie: «Ich habe nie quasi beschlossen, Full-Time-Künstlerin zu werden. Ich musste mir die Zeit oft neben Familie und andern Pflichten stehlen.» Die Ausstellungen hätten sich allmählich ergeben.
Die Schönheiten des Alltäglichen
In ihren späteren Jahren erweiterte Susi Bleuler mit der Fotografie ihr künstlerisches Repertoire. Ihre Fotos bilden auf den ersten Blick unbedeutende Dinge wie beispielsweise ein Wasserglas oder andere Gegenstände des Alltags ab, die bei genauerem Anblick jedoch etwas Melancholisches und Nachdenkliches ausstrahlen. «Dass ich in meiner Alterswohnung das Fotografieren und Bearbeiten derselben weiterpflegen kann, erfüllt mich mit Freude», sagt Bleuler über diese Tätigkeit. Auch das Thema Krieg spielt in ihren Werken eine wiederkehrende und wichtige Rolle.
«Leider gibt es wieder Krieg in Europa, weshalb ich ein paar frühere Bilder im Höchhuus ausstelle», sagt Susi Bleuler, die auch den Ausbruch des Bosnienkriegs künstlerisch verarbeitete. Angst, Trauer, Unsicherheit spiegeln sich in ihren Bildern wider. Momentan malt die Künstlerin jedoch nicht, wie sie selbst sagt. «Ich arbeite weiterhin an Fotos und Fotobearbeitung. Im Moment ruht die Malerei.»
Ausstellung von Susi Bleuler
Noch bis diesen Sonntag, 2. Oktober, sind die Werke der Künstlerin Susi Bleuler in der Galerie Höchhuus, Seestrasse 123 in Küsnacht zu sehen. Öffnungszeiten der Ausstellung: Donnerstag und Freitag 17 bis 19 Uhr, Samstag und Sonntag 13 bis 15 Uhr. Finissage: Sonntag 2. Oktober, 13 bis 15 Uhr. Weitere Informationen unter: www.susibleuler.ch