Nur 5 Prozent aller Start-ups weltweit werden von Frauen gegründet – die Küsnachterin Susanne Richter ist eine von ihnen. Mit ihrer Firma Sanni Shoo wurde sie für den Amazon- Award «Unternehmerin der Zukunft» ausgezeichnet.
Zürich scheint ein gutes Sprungbrett für die Gründung von Unternehmen zu sein: 30 Prozent aller Start-ups sind hier angesiedelt, andere Kantone folgen mit weitem Abstand. Nichtsdestotrotz werden nur knapp 10 Prozent aller Start-ups von Frauen gegründet; weltweit sind es sogar nur 5. Eine der Gründerinnen hierzulande ist die Küsnachterin Susanne Richter. Mit ihrer Firma Sanni Shoo, die originelle Helfer für den Haushalt produziert, wurde sie in München für den Amazon- Award «Unternehmerin der Zukunft» ausgezeichnet.
300 andere Ideen ausgestochen
Das Amazon-Förderprogramm wählte die gebürtige Österreicherin im Oktober aus 300 Bewerberinnen zur Gewinnerin der Kategorie «Markenbildung ». Trotz den für sich sprechenden Statistiken fühlt sich die 50-Jährige in der Schweizer Wirtschaft nicht benachteiligt: «Dieser Wettbewerb zeigt, dass Frauen ihren Wunsch nach einer eigenen Firma verwirklichen können », sagt Richter. Ausserdem dürfe man sich als Frau nicht scheuen, nach Kapital zu fragen. «Frauen sind gut darin, einen Ausgleich zu schaffen und lösungsorientiert zu arbeiten», so Richter, «ausserdem haben wir ein grosses Einfühlungsvermögen und können im Markt einen Perspektivenwechsel einbringen».
Doch genau diese positiven Eigenschaften können den Schritt in Richtung Unabhängigkeit erschweren. Es sei deshalb wichtig, dass man sein Ziel und seinen Standpunkt trotz dem herrschenden Druck und der überwiegend männlichen Konkurrenz stets beibehalte, findet Richter. Die studierte Juristin hatte sich vor fünf Jahren ihren Traum eines eigenen Unternehmens erfüllt. Grund dafür war die Einsicht, dass es nicht genügend Haushaltsprodukte gab, die ihren Anforderungen entsprachen. So zerbrach wieder einmal eine Schuhabtropfschale, nachdem Richters achtjähriger Sohn munter darauf gesprungen war.
Als die Suche nach etwas Robusterem und Farbigerem für die Ablage von Schuhen – statt den üblichen mausgrauen Hartplastikschalen – erfolglos blieb, entwickelte sie ihr erstes Produkt: eine elastische, bunte Variante davon. Mittlerweile bietet «Sanni Shoo» zehn Haushaltshelfer an.
Vertrauen gewinnen
«Es war eine grosse Herausforderung, die Produkte auf den Markt zu bringen », meint Richter. Als Start-up sei es sehr schwierig, von den grossen Kunden ernst genommen zu werden. Doch dies gelte nicht nur für den Bereich im Einzelhandel, sondern auch für den Vertrieb übers Internet. Denn die digitale Bewertungsmöglichkeit von Produkten stelle eine weitere Herausforderung dar. «In unserer modernen Welt geht es immer um Vertrauen: Man bekommt nichts geschenkt und kriegt auch nichts in kurzer Zeit», sagt sie. Es brauche deshalb Geduld, Qualität, Verlässlichkeit und einen gesunden geschäftlichen Umgang, damit ein Start-up aufblühen könne.
Mittlerweile vertreibt Richter ihre Produkte in über 120 Läden in der Schweiz: von ihrem Wohnort Küsnacht aus bis über die Berge ins Bündnerland nach Zermatt. Ausserdem vergrösserte sich «Sanni Shoo» von einem One-Woman-Unternehmen auf sechs Mitarbeiter. Trotzdem bleibe «Sanni Shoo» klein und überschaubar. Als Juristin ist Richter mittlerweile nicht mehr tätig – darüber ist die Unternehmerin nicht unglücklich: «Es freut mich, von der Idee bis zur Umsetzung des Produktes dabei sein zu dürfen.»
Das nächste Produkt gibt es zumindest im Kopf von Susanne Richter: mehr Aufbewahrungsmöglichkeiten ohne Plastik, weniger PET-Flaschen. Ihr Erfindergeist scheint grenzenlos.