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Sonne und Regen bringen Korallen in den Wald

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Rund um den Pfannenstiel beschert die diesjährige Pilzsaison Sammlern schöne Funde, reiche Ernten und zuweilen auch Warteschlangen vor der Pilzkontrolle. Dennoch warnen die Küsnachter Pilzkontrolleure davor, Pilze nicht prüfen zu lassen.

Dank den vermehrten Niederschlägen im August und den warmen Temperaturen hat die Pilzsaison an der Goldküste früher als in den letzten Jahren begonnen – und wie! Viele kantonale Pilzkontrolleure hatten dadurch bereits im August alle Hände voll zu tun. So auch die Pilzexperten der Kontrollstelle in Küsnacht mit den angeschlossenen Gemeinden Erlenbach, Herrliberg, Zollikon und Zumikon. «Vor allem Steinpilze zeigten sich in den Wäldern um den Hausberg Pfannenstiel in grossen Mengen. Aber auch andere Speisepilze wie Eierschwämme, Flockenstielige Hexenröhrlinge, Riesenschirmlinge, Perlpilze und weitere konnten gesammelt werden.

Dies zeigen auch die über 220 Kontrollen, welche wir bis Mitte Oktober bereits durchführten», sagt Anna Biro, eine der drei Pilzkontrolleure in Küsnacht, und sie ergänzt: Die Warteschlange an Pilzlern habe sich an einigen Wochenenden sogar bis auf den Gemeindehausplatz gebildet und Überstunden waren angesagt.

Mehr Giftpilze aussortiert

Doch die Pilzkontrolleure warnen vor Ungeduld: Gefährliche Giftpilze wie die Knollenblätterpilze, der Grünblättrige Schwefelkopf, Spitzschuppiger Stachelschirmling, Wurzelnder Bitterröhrling und Satansröhrling mussten diese Saison häufiger aus dem Sammelgut aussortiert werden. So erstaunt es wenig, dass Pilze am Tox Info Suisse bis Mitte Oktober zu rund 620 Vergiftungs- oder Vergiftungsverdachtsfällen Anlass gaben. «Das sind zirka 160 oder ein Drittel Vergiftungs- und Vergiftungsverdachtsfälle mehr als zum selben Zeitpunkt 2018», sagt Katharina Schenk-Jäger, Pilzkontrolleurin und Ärztin am Tox Info Suisse. Je mehr Pilze wachsen, desto mehr Pilzvergiftungen seien naturgemäss zu verzeichnen. So gab es im heissen und trockenen August 2018 wenig Pilze und dementsprechend weniger Pilzvergiftungen.

Krause Glucke oder Fette Henne

Was aber ist der Küsnachter Pilzexpertin Biro diese Saison besonders aufgefallen? Sie erwähnt die Krause Glucke (Sparassis crispa) – in Deutschland auch «Fette Henne» genannt. «Was Taucher im Zürichsee immer noch vergeblich suchen, nämlich Korallen, finden Pilzsammler dieses Jahr häufiger in den Wäldern am Pfannenstiel.

Das seltsame, wie eine Koralle oder Badeschwamm anmutende Gebilde ist in Wirklichkeit allerdings ein essbarer Pilz, der mehrere Kilogramm schwer werden kann», erklärt Biro.

Die Krause Glucke wächst an den Wurzeln geschwächter, kranker Nadelbäume als Wurzelparasit, hauptsächlich am Fuss von Föhren, seltener auch an totem Holz, etwa Strünken. Weil er durch Braunfäule (Zelluloseabbau) die Festigkeit des Holzes lebender Bäume mindert, gilt er als Schädling.

Seine Entfernung ist aber schon deshalb sinnvoll, weil er mit seinem leicht nussähnlichen Geschmack ein feiner Speisepilz ist. Die unter fliessendem Wasser gründlich von Erd-rückständen, Insekten und anderem mehr gesäuberten Pilzstücke kann man an einer sauren Rahmsauce mit Teigwaren servieren.

Dank seiner angenehmen Bissfestigkeit eignet sich der in «Röschen» zerlegte Fruchtkörper nach 5- bis 10-minütigem Abkochen in Salzwasser aber auch als Salat. Anna Biro ist wie immer gespannt, welche Überraschungen die ausklingende Pilzsaison ihr noch bescheren wird. (Hans-Peter Neukom)

Das Pilzkontrolllokal in Küsnacht am Gemeindehausplatz ist noch bis Mitte November an folgenden Tagen geöffnet: Dienstag und Donnerstag 18.30 bis 19.30 Uhr und Samstag/Sonntag von 18 bis 19 Uhr. Hilfe bei Pilzvergiftung: Tox Info Suisse 24-Stunden-Notfallnummer 145 oder unter www.toxinfo.ch.