Die beiden Primarlehrer Dario Holdener und Robin Reichmuth blicken durch die riesige Fensterfront Richtung Süden. Ihnen bietet sich eine Aussicht über den gesamten Zürichsee hinweg. Sie stehen in ihren Klassenzimmern in der Küsnachter Schulanlage Goldbach, wo sie im letzten Herbst mit ihren Schülern hingezogen sind. Aber trotz Fünf-Sterne-Aussicht und topmoderner Einrichtung gewöhnten sich die Viertklässler laut Holdener schnell an die neue Lernstätte.
«Die Aussicht ist genau zwei Tage lang ein Thema gewesen, danach haben sie die Schüler als normal empfunden», sagt Holdener. Auch dass jedes Klassenzimmer über einen Videoprojektor und einen durch Scheibewände abtrennbaren Gruppenraum verfügt, sei für die Schüler schnell zur Normalität geworden. «Unterricht ist Unterricht, egal, ob er draussen ohne nichts oder in einem High-Tech-Schulhaus stattfindet», sagt Holdener. Die Besucher, die die Anlage am Samstag im Rahmen eines Tages der offenen Tür besichtigten, zeigten sich von der Aussicht und der modernen Einrichtung aber dennoch beeindruckt.
Individuelle Förderung möglich
Auch für die Lehrpersonen ist die neue Infrastruktur nach wie vor etwas Besonderes. «Vor allem die Gruppenräume sind praktisch, wir nutzen sie in jeder Lektion», sagt Reichmuth. Die Halbklassenzimmer in der Mitte jedes Stockwerks würden ebenfalls täglich genutzt. Durch das vergrösserte Angebot an Räumlichkeiten sei es den Lehrpersonen auch besser möglich, ihre Schüler individuell und niveaugerecht zu fördern. «So muss moderner Unterricht aussehen», findet Holdener.
In den vergangenen Herbstferien sind sieben Primarklassen mit insgesamt 210 Schülern in die neue Anlage gezogen. Hinzu kommen drei Kindergartenklassen, die ein separates Gebäude mit grossflächigem Aussenspielplatz belegen. Für den Neubau der Anlage haben die Küsnachter Stimmbürger 2014 einen Baukredit von rund 22,76 Millionen Franken genehmigt.
Turnhalle bald einsatzbereit
Die Arbeiten an der Goldbach-Anlage sind grösstenteils abgeschlossen. Eine Verzögerung gab es bei der Errichtung der neuen Turnhalle, deren Unterlage aufgrund eines Wasserschadens komplett neu gemacht werden musste. «Das hat sehr fest wehgetan, vor allem psychologisch», sagt Suzanne Eckert von der örtlichen Schulpflege. So seien die Kinder extrem enttäuscht gewesen, als der Sportunterricht nach den Herbstferien nach wie vor in der alten Halle auf der Schulanlage Erb stattfand.
Finanziell ist für die Gemeinde Küsnacht laut Eckert kein Schaden entstanden: «Die Versicherungen der beteiligten Bauunternehmen haben sich auf eine Kostenübernahme geeinigt.» Was aber niemand zahle, seien die vielen zusätzlichen Arbeitsstunden, die beispielsweise für Projektleiter Andy Meier entstanden sind. Der Zeitrahmen für die Sanierungsarbeiten werde momentan eingehalten. «Wir rechnen damit, dass die Halle ab Mitte Juni einzugsbereit ist», sagt Meier. Nebst dem Schulsport soll sie auch den örtlichen Vereinen zur Verfügung stehen.
Aula als öffentlicher Treffpunkt
Für eine öffentliche Nutzung ist auch der Eingangsbereich im Primarschulhaus ausgelegt. Er ist in der Mitte durch eine Schiebewand teilbar, wobei sich auf der einen Seite die Pausenhalle und auf der anderen der Gesangssaal befinden. Verbunden zu einer riesigen Aula, soll dieser Teil als Treffpunkt für die Bevölkerung dienen. «Das ist wichtig für Küsnacht», findet Meier. An der Schiebewand könne man zudem beidseitig eine Bühne befestigen: «Der Pausenraum kann deshalb für öffentliche Vorträge genutzt werden, der Gesangssaal unter anderem für Auftritte von Schülerbands.»
Bei der Energieversorgung setzen die Verantwortlichen auf ökologische Varianten. «Die Häuser werden zu einem Grossteil von unserer Solaranlage versorgt», sagt Stephan Leutenegger, Vorstandsmitglied in der Genossenschaft «Solaranlage Zürichsee». Wenn die Anlage einen Überschuss an Strom produziere, lande dieser in einem Zwischenspeicher im Untergeschoss neben der Turnhalle. «Wenn auch davon noch etwas übrig bleibt, fliesst es ins Stromnetz für die Nachbarschaft», sagt Leutenegger. An einem sonnigen Tag kann die Solaranlage eine Leistung von bis zu 70 Kilowatt erreichen. (Leon Zimmermann)