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Schüler boten Politikern die Stirn

Erstellt von Liana Soliman |
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An der Podiumsdiskussion der Kanti Küsnacht wurde letzte Woche eifrig argumentiert. Organisiert hatte das Treffen zwischen Schülern und Politikern «Discuss it», ein von einem Erlenbacher gegründeter Verein.

An der Podiumsdiskussion der Kanti Küsnacht wurde letzte Woche eifrig argumentiert. Organisiert hatte das Treffen zwischen Schülern und Politikern «Discuss it», ein von einem Erlenbacher gegründeter Verein.

«Ein Merkmal für eine gelungene Podiumsdiskussion ist, wenn die Schülerinnen und Schüler Fragen stellen und aktiv teilnehmen», sagt der Erlenbacher Pascal Spahni, Präsident und Gründungsmitglied des unabhängigen Vereins «Discuss it». Dieser will Jugendliche für die Politik begeistern und organisiert Podien an verschiedenen Schulen. «Bisher hat es nur wenige Formate, die auf Jugendliche eingehen und die Diskussion mit ihnen fördern», sagt Spahni. Um diese Lücke zu füllen, gründete der Erlenbacher 2015 «Discuss it». «Wir sind überzeugt, dass das Interesse der Jugendlichen an Politik nur durch regelmässige Auseinandersetzung gefestigt wird», so Spahni. Durch die Diskussionen, die vierteljährlich stattfinden, können den Jungen parteiliche Vielfältigkeit und unterschiedliche Argumente gezeigt werden. «Man nimmt sich Zeit für die Teenager.»

Schnelles Polit-Pingpong
Genau diese Zeit nahmen sich vergangene Woche Katharina Prelicz- Huber, Gemeinderätin Grüne Stadt Zürich und VPOD-Präsidentin, Flavien Gousset, Mitglied SP Zürich, Martin Wyss, FDP Gemeinderat Küsnacht, und Artur Terekhov, JSVP Zürich, um mit den vier 6. Klassen der Kanti zu diskutieren über Klima, Gleichstellung und Migration.
Nach einer Vorstellungsrunde begann die Debatte. Vor jedem der drei Themenblöcke lieferte Moderator Sandro Trapani, gleich wie Flavien Gousset, ehemaliger Schüler der Kanti, einen inhaltlichen Überblick. Begonnen haben die vier Politiker mit einem extrem schnellen Pingpong über die Klimapolitik. Alle vier Seiten lieferten die üblichen parteikonformen Argumente. Auffällig war jedoch, wie stark die Teenager auf die Politiker reagierten.
Bei den Ausführungen des SPlers Gousset und der Grüne-Politikerin Huber, dass man sich in einer Krise befinde, Eigenverantwortung allein nicht ausreiche und man gesetzlich handeln müsse, nickten viele und schienen zuzustimmen. Bei denen des FDPlers Wyss, dass alle forderten, jedoch keine Lösungen lieferten, runzelten einige die Stirn. Als der JSVPler Terekhov dann sagte, dass der Schutz unserer Umwelt unsere Eigenverantwortung sei, schüttelten viele die Köpfe. Alle zwei bis drei Sätze wechselte Trapani den Sprecher, um den Jugendlichen möglichst viele verschiedene Perspektiven in den vorgegebenen 90 Minuten zu geben. Doch so kam von einem Schüler schon bald, was zu erwarten war: Er verlangte nach längeren Sprechzeiten für die Ausführung der Argumente. Von da an lief die Debatte entspannter. Die Zusammenhänge schienen für die Jugendliche klarer, denn die Zahl der Verständnisfragen nahm ab und die der Offensivfragen zu.

«Haben Ausländerinnen Spass?»
Doch viel Zeit blieb den Anwesenden nicht. Bei der Gleichstellungsproblematik meinte Wyss, dass ein angemessener Lohn relativ sei. Man solle einen Beruf aussuchen, den man gerne mache, denn dann sei Geld nicht so wichtig. Da forderte eine Jugendliche den Gemeinderat prompt heraus: «Denken Sie, dass all die ausländischen Frauen Spass haben, als Putzfrauen zu arbeiten und so schlecht dafür bezahlt zu werden?»
Die eindeutig rhetorische Frage löste eine hitzige Diskussion auf der Podiumsbühne aus. Aber keine nennenswerte Gegenwehr kam. Trapani intervenierte, man sprach noch kurz über die Migrationsthematik und schon waren die 90 Minuten um. Die meisten Schülerinnen und Schüler verliessen den Raum, einige wenige blieben und diskutierten mit den Politikern weiter.
Sowohl die letzten anwesenden Schüler als auch Trapani und die vier Podiumsgäste waren sich einig: Es waren zu viele Themen und zu wenig Zeit. «Ich finde diese Diskussionen trotzdem super, weil man sich richtig mit den Themen auseinandersetzt », sagte Lia Mordasini aus Herrliberg.