Eigentlich hätte nächste Woche ein Infoabend zur neuen Tagesschule in Küsnacht stattfinden sollen. Er ist aber abgesagt – weil die Vorbereitungen etwas länger Zeit brauchen. Es kommt nämlich zu einer Urnenabstimmung.
Der Küsnachter Schulpräsident Klemens Empting (FDP) ist derzeit beschäftigt und eingebunden in viele Krisenstäbe – in jenen der Schule und jenen der politischen Gemeinde. Und das alles wegen des Corona-Virus. Dagegen ist die Tagesschule kein Ernstfall. Doch auch dieses Projekt will geplant sein. «Wir haben bei den Vorbereitungen aber gemerkt, dass die Kosten höher ausfallen werden als erst gedacht», so Empting. In anderen Worten: Das Projekt wird mehr als 500 000 Franken kosten und die Gemeindeversammlung nicht darüber befinden können. Das Projekt muss an die Urne. «Frühestens im November 2020», so der Schulpräsident weiter. «Die Kosten von mehr als 500 000 Franken werden von den Elternbeiträgen mitgetragen», relativiert er die hohen Kosten. Eine genauere Angabe könne er derzeit aber noch nicht machen.
Gesellschaft wandelt sich
Fakt ist: Die gesellschaftliche und familiäre Situation ist sich am Verändern, der Ruf nach einer besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf wird zunehmend lauter. Viele Eltern haben den Wunsch, auch mit Kindern zumindest teilweise erwerbstätig zu sein. Die Schulen reagieren darauf mit einem verstärkten Betreuungsangebot und mit der Umwandlung von bestehenden Schulen in Tagesschulen.
In der Stadt Zürich werden im Rahmen des Projektes «Tagesschule 2025» schon sechs Schulen als Tagesschule geführt. Auch im Bezirk Meilen gibt es in einigen Gemeinden Bestrebungen, eine Tagesschule anzubieten. «Ein Vorbild in diesem Sinne gibt es in der Region für uns aber noch nicht», so Empting. Man betrete sozusagen Neuland. In Küsnacht hat die Schule nun begonnen, ein Konzept für eine Tagesschule zu erarbeiten. «Ziel wäre es gewesen, mit Beginn des Schuljahres 2021/2022 für die Primarstufe im Schulhaus Erb diese Schule zu realisieren.» Nun aber sei dieser Termin zu knapp bemessen. Empting: «Nach einem OK an der Urne im November 2020 brauche es noch etwa ein Jahr Vorlauf, um die Details zu erarbeiten und die Schule zu organisieren.»
«Eine tolle Sache»
Empting hält die Tagessschule persönlich für eine «tolle Sache», und sie geniesse eine «hohen Akzeptanz» bei den Eltern. Bei Tagessschulen gebe es grundsätzlich zwei Möglichkeiten: Entweder ein Kind kommt jeden Mittag zum Essen, oder es könne wählen, ob es an gewissen Mittagen daheim esse. Im Fachjargon heisst das «Opt-Out». «In Küsnacht – so viel steht jetzt schon fest – werden wir eher die Lösung anstreben, dass ein Kind jeden Mittag kommt.» Schliesslich sei Konstanz das obere Ziel; zudem sollen Schule und Betreuung immer mehr zusammenwachsen. Die Präsenzzeiten seien dabei von 7.30 bis 18 Uhr vorgesehen. Empting rechnet mit 80 Anmeldungen, das seien etwa vier Klassen, vom Kindergarten bis zur sechsten Klasse. Die genaue Zahl sei aber schwer vorauszusehen. «Ich denke auch nicht, dass wir von Anfang an mit 80 Schülern rechnen können.»
Die nächste Herausforderung für die Schule Küsnacht ist aber vorerst eine andere. Die Renovation des Schulhauses Dorf wird vor den Sommerferien abgeschlossen, und die Kinder ziehen dann zum Beginn des neuen Schuljahres vom Schulhaus Erb wieder in das Schulhaus Dorf.
Der Infoabend zum Tagesschulprojekt wird nicht wie angesagt am 17. März stattfinden, sondern auf ein provisorisches Datum verschoben: auf Dienstag, 8. September, um 19 Uhr im Schulhaus Goldbach. (Manuela Moser)