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Mit dem Foodtruck auf Goldküsten-Tour

Erstellt von Isabella Seemann |
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Hummus, Falafel und Sabich: Mit ihrem knallroten Foodtruck Kibbuznik touren Salome und Gilad Fine entlang der Goldküste und bieten israelisches Streetfood an – jeweils freitags auch in Herrliberg vor der Post. Sie sind überzeugt: Gutes Essen muss mit viel Liebe zubereitet werden.

Die Nebeldecke hängt tief, bleiern grau spiegelt sie sich im Zürichsee. Der Asphalt ist nass und das Thermometer zeigt nur 9 Grad. Doch Salome und Gilad Fine sind heiterer Stimmung, als sie auf dem Parkplatz vor der Post Herrliberg die Klappe ihres knallroten Foodtrucks hochheben.

Die schwarze Marquise ist mit «Kibbuznik Zurich» beschriftet, ein Name, der sogleich Programm ist: Besitzer Gilad Fine wuchs in einem Kibbuz in Jerusalem auf und bietet im Imbissstand auf vier Rädern gemeinsam mit seiner Zürcher Ehefrau Salome authentisches israelisches Streetfood an.

Und dieses ist immer auch Gute-Laune-Essen. «Probieren Sie diese Falafel», sagt der 44-Jährige mit einem breiten Lachen aus dem metallenen Bauch des Wagens heraus. Und tatsächlich: Schon beim ersten herzhaften Bissen in die golden frittierte Geschmacksbombe scheint es, als ob einen die Sonne des Mittelmeers wärmt.

«Sabich» steht in grossen, weissen Lettern auf der schwarzen Angebotstafel. Hierzulande eher unbekannt, doch in den Strassen Tel Avivs in aller Munde. Routiniert füllt Gilad die Pita-Brottasche mit frittierten Auberginen und Eiern, dazu Hummus und ein Löffel S’chug, ­einer grünen Sauce aus Chili, Knoblauch und Koriander.

Beste Kritiken auf Google

Der «Kibbuznik» tourt wöchentlich die Goldküste entlang und hält in Meilen, Stäfa, Uetikon am See und freitags in Herrliberg. Der Foodtruck verkaufe die besten Falafel und das sämigste Hummus weit und breit, schreiben nicht ­wenige auf Google. Das Rezept? «Betriebsgeheimnis!», lacht Gilad. Nur so viel verrät er: «Do it with love or don’t do it at all.» Die Vorbereitungen für den neuen Tag beginnen bereits am Abend davor, wenn er nach einem langen Arbeitstag auf den Beinen in die Familienwohnung in Männedorf zurückkehrt. «Für den Hummus nehmen wir nie vorgekochte Kichererbsen aus der Dose, sondern legen getrocknete über Nacht ein.»

Denn selbst bei einem solch einfachen Gericht mit wenigen Zutaten sind es die Kleinigkeiten, die darüber entscheiden, ob es himmlisch wird oder nur gut. Sein Trick: «Beim Kochen der Kichererbsen gebe ich Gemüse dazu, das sorgt für einen kräftigen Geschmack, und ich verzichte auf frischen Knoblauch, der zu sehr dominieren würde.»

Und was zeichnet nun guten Hummus aus? «Er liegt nicht im Magen, sondern gibt Energie.» Die Kostprobe zeigt: Der spürbar mit Leidenschaft zubereitete Hummus des Kibbuzniks braucht den Vergleich mit jenen der besten Köche in Jerusalem nicht zu scheuen.

Die Idee, israelisches Streetfood anzubieten, kam Salome und Gilad just während des pandemiebedingten Lockdowns 2020. Salome, Pflegefachfrau mit Nachdiplomstudium zur Notfallexpertin, arbeitete vor der Geburt ihrer zwei Kinder im Notfall des Kinderspitals und war Berufsschullehrerin für angehende Krankenpfleger. Gilad stand schon als 14-Jähriger in der Küche des Jerusalemer Kibbuz, in dem seine Eltern ein Hotel führen.

Beide eint die Leidenschaft für die Kulinarik. Zum Zeitvertreib tüftelten sie zu Hause an Rezepten herum und kochten während der Restaurantschliessungen für Israelis, die in der Schweiz ­gestrandet waren, und lieferten ihren Bekannten hausgemachte Eintopf-Mahlzeiten nach Hause. Beflügelt vom Erfolg stellten sie in Uetikon am See kurzerhand ein Zelt am Hafen auf und boten Falafel an.

«Ohne Marktanalyse und Businessplan entdeckten wir die Marktlücke», erzählt Gilad, der bereits in verschiedenen Branchen und mehreren Ländern sein Verkaufstalent bewies. Als sich ihnen die Chance bot, einen Foodtruck zu erwerben, griffen sie zu und bauten ihr Angebot den Kundenbedürfnissen entsprechend aus. Neben dem Verkauf an den Standplätzen bieten sie Heimlieferungen sowie Caterings mit dem Foodtruck vor Ort für Firmenanlässe, Hochzeiten und Partys an.

Inzwischen ist er ein Erfolgsmodell für das junge Paar mit zwei Kindern, das bald sein drittes erwartet. Sie können von dem Verkauf leben – und erst noch ihre Abenteuerlust ausleben. «Ein Foodtruck bedeutet viel Anstrengung und Arbeit, bringt aber auch viel persönliche und unternehmerische Freiheit und bereichernde Erlebnisse mit Kunden», sagt Salome Fine (33), die im Familienunternehmen für die Administration und das Marketing zuständig ist.

Schlange stehen vor der Öffnung

Noch bevor der Wagen um elf Uhr morgens offiziell öffnet, stehen die Kunden bereits Schlange. Handwerker, die Abwechslung von Supermarkt-Sandwiches suchen, sehnsüchtige Ex-Pats und Israel-Reisende, Bürolisten, die sich gesund ernähren möchten. Sogar Prominenz von der Goldküste schaue manchmal vorbei, ergänzt Gilad mit Stolz, aber ohne Namen zu nennen. Diskretion ist Ehrensache.

Das Geschmacksprofil der israelischen Gerichte mit ihren Kräutern, ­Gewürzen und Aromen spreche viele Kunden an, unabhängig davon, ob sie Vorkenntnisse über die israelische Küche haben oder nicht. Zur Überbrückung der Wartezeit überreicht Gilad jedem Kunden als Amuse-Bouche eine golden frittierte Falafelkugel – mit einem warmen Lachen. Er ist überzeugt: «Gutes Essen ist ein Mittel, um Menschen einander näher zu bringen.»


Standorte Foodtruck:

Montag: Bahnhof Meilen

Dienstag: Gemeinde Uetikon

Donnerstag: Sensirion Stäfa; nur mittags

Freitag: Post Herrliberg

Öffnungszeiten: Mittags von 11 bis 14.30 Uhr; Abends von 16.45 bis 18.30 Uhr