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Küsnacht mit eigenem Reformationsbänkli

Erstellt von Laura Hohler |
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Zum 500. Jubiläumsjahr der Zürcher Reformation lassen einige Zürcher Gemeinden Zwingli-Bänke als Andenken aufstellen. In Blau, die Farbe für Zürich und die Landeskirchen.

Zum 500. Jubiläumsjahr der Zürcher Reformation lassen einige Zürcher Gemeinden Zwingli-Bänke als Andenken aufstellen. In Blau, die Farbe für Zürich und die Landeskirchen.

Ein halbes Jahrtausend ist es her, seit der Zürcher Reformator Huldrych Zwingli 1519 die Reformationsbewegung ins Leben gerufen hat. Sie wirkt bis heute nach. Um den Reformator gebührend zu würdigen, lief Anfang des Jahres eine Filmbiografie über Zwingli in den Schweizer Kinos an. Im September fand eine Zwingli-Tagung in Herrliberg statt. Nun soll Zwingli aber auch auf dem Panoramaweg zwischen Zollikon und Feldbach in Form von Reformationsbänken verewigt werden.

Ruhebänke auf Panoramaweg
Die Küsnachter Bank wird beim Rumensee in Gehdistanz zum Altersund Gesundheitszentrum Tägerhalde stehen. Blau eingefärbt soll sie sein. «Blau ist typisch für Zürich, aber auch für die Zürcher Landeskirche und eine eher ungewöhnliche Farbe für Ruhebänke», erklärt die Küsnachter Pfarrerin Judith Bennett. Der Zwinglispruch «Man kann auch ohne Gebrauch der Stimme beten» wird ab Ende Oktober die Rückenlehne der Bank schmücken und soll Passanten einen spirituellen Denkanstoss geben. Verteilt über den 27 Kilometer langen Panoramaweg zwischen Rehalp und Feldbach kann man sich ab dem 20. Oktober auf den Ruhebänken erholen, die Sicht auf den Zürichsee geniessen und sich Gedanken über den Zwinglispruch machen.
«Wandern und draussen in der Natur sein ist etwas typisch Schweizerisches », erklärt Bennett. «Aus diesem Grund ist das Aufstellen von Bänken passend.»

Reformation noch aktuell
Die Idee für die zehn Bänke entstand aus einer Arbeitsgruppe von vier Pfarrpersonen aus den Kirchgemeinden Küsnacht, Stäfa, Hombrechtikon und Männedorf. Gemeinsam setzten sie sich das Ziel, ein eigenes Projekt für das Zwingli- Jubiläum zu planen und ein bleibendes Denkmal an die Zürcher Reformation zu setzen. «Denn die Zwingli-Reformation ist auch heute noch von grosser Bedeutung», ist die Pfarrerin überzeugt.
«Das gute Bildungssystem, die Universitäten – wir haben Zwingli einiges zu verdanken», weiss Bennett. Damals im Mittelalter sei bloss der Klerus gebildet gewesen, der Rest der Bevölkerung konnte kaum lesen oder schreiben. «Und die Messen wurden auf Latein gehalten, einer Sprache, die gar niemand verstand. » Dank Zwingli, der erstmals in deutscher Sprache predigte, verstand das Volk, was gesagt wurde.
Auch der Umgang mit den Armen ist ein Überbleibsel der zwinglianischen Reformationsbewegung. «Zwingli setzte sich dafür ein, dass sich der Staat um die Armen kümmerte, er verbot das Betteln», so Bennett. Dies ist in Zürich noch heute so – Betteln ist offiziell verboten, dafür gibt es soziale Einrichtungen für Randständige und Bedürftige.
Ein weiterer wichtiger Ansatz Zwinglis war das selbstständige, unabhängige Denken. Im Gegensatz zu den Katholiken brauchen die Reformierten keinen Gottesvertreter wie den Papst, sondern stehen selbst in direktem Kontakt zu Gott. Die Zwingli-Reformation hat auch die heutige katholische Kirche massgebend mitgeprägt.

Bänke sind nachhaltig
Im Gegensatz zu anderen einmaligen Events und Aktionen im Jubiläumsjahr seien die Ruhebänke eine nachhaltige Angelegenheit, die auch in Zukunft Passanten einen Platz zur Erholung bieten. «Die Bänke bleiben stehen, bis sie verwittern», lacht die Küsnachter Pfarrerin. Finanziert haben die Kirchgemeinden die zehn Ruhebänke selbst.