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Kleider und Spiele aus zweiter Hand

Erstellt von Céline Sallustio |
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Der Familien-Club Küsnacht organisiert zweimal im Jahr, im Frühling und im Herbst, eine Kinderartikelbörse. Der Erlös geht an einen guten Zweck. Und: Durch die Wiederverwertung wird die Umwelt geschont und weniger Abfall produziert.

Wie viele Kleider werfen Sie jährlich weg? Der Durchschnitt der Schweizer Bevölkerung schmeisst im Jahr rund 20 Kilogramm Kleider in den Müll. Insgesamt über 100 000 Tonnen. Dabei müssen Kleider nicht im Abfall landen: Es gibt viele Möglichkeiten, ausgediente Kleider weiterzugeben. Die Kinderartikelbörse in Küsnacht zum Beispiel, bei der nebst Kinderwagen, CDs und Bücher auch viele Kleider verkauft werden. Die Börse ist beliebt. «Bevor der Verkauf jeweils samstags um 9 Uhr morgens losgeht, stehen die Menschen vor der Heslihalle Schlange», erzählt Lilian Sicher. Sie ist Präsidentin des Familien-Clubs Küsnacht, dessen Vorstand die Kinderartikelbörse durchführt. Einen Grund für die Beliebtheit der Börse vermutet Sicher nebst dem nachhaltigen Gedanken auch an der Lage: «Die Familien hier haben gut erhaltene Artikel. Von No-Name-Produkten bis hin zu Markenartikeln findet man alles.»

Geld geht an die Kinderkrebshilfe

«Vielleicht ist die Börse auch so beliebt, weil die Artikel günstiger sind als auf gängigen Verkaufsplattformen», sagt Lilian Sicher. Die Verkäufer und Verkäuferinnen dürfen den Preis für ihre verkaufte Ware selbst bestimmen. Der Familien-Club empfiehlt auf seiner Website einen Richtwert, der sich je nach Artikel zwischen 50 Rappen und 50 Franken bewegt. Die Verkäufer und Verkäuferinnen erhalten zwischen 60 und 90 Prozent des Verkaufspreises zurück. Dies hängt davon ab, ob sie an der Börse mitgeholfen haben oder nicht. Der Rest des Geldes wird an eine Stiftung, die sich in der Schweiz für familiäre oder gesundheitliche Anliegen einsetzt, gespendet. Sicher ist erfreut darüber, wie gross die Spende im vergangenen Jahr ausgefallen ist: «Wir konnten 10  000 Franken an die Kinderkrebshilfe Schweiz spenden. Damit werden betroffenen Familien wohlverdiente Ferien angeboten.»

Am Freitagabend vor der Börse bringen die Familien ihre ausgedienten Artikel in die Heslihalle. Sortiert und etikettiert. In der Halle stehen bereits Tische und Kleiderständer bereit. Danach ordnen Vorstandsmitglieder und Freiwillige bis kurz vor Mitternacht alle Artikel nach Funktion und Grösse in Kisten und auf den Tischen. Rund 16  000 bis 20  000 Artikel kommen so an jeder Börse zusammen. «Ein Drittel davon wird verkauft», sagt Sicher. Eine gute Quote.

Viele wollen verkaufen

Den Familien-Club Küsnacht gibt es seit 1980. Sein Ziel ist es, dass sich Familien leicht und unkompliziert kennenlernen. Damit das gegenseitige Kennenlernen auch gelingt, führt der Familien-Club verschiedene Veranstaltungen durch. Zu diesen zählen das Osterbasteln, die Spielolympiaden oder die Kinderartikelbörse. Der Verein führt Letztere seit 2002 zweimal im Jahr, im Frühling und im Herbst, durch. Zu Beginn fand die Börse lediglich im Foyer der Heslihalle statt. Weil die Nachfrage so gross war, brauchte der Familien-Club mehr Platz. Also kam nebst dem Foyer die Turnhalle dazu. Letztes Jahr wollten über 100 Leute an der Börse mitmachen. So viele wie noch nie. Für noch mehr Anmeldungen reicht der Platz nicht.

Nicole Sciaranetti war viele Jahre im Vorstand des Familien-Clubs. Da aus ihren beiden Kindern Jugendliche geworden sind, ist sie aus dem Vorstand ausgetreten. Die Kinderartikelbörse führt sie für den Verein trotzdem noch durch. «Noch zwei Jahre», sagt Sciaranetti in der Heslihalle, «danach möchte ich die Aufgabe jemand anderem übergeben.» Lilian Sicher schaut ihre Freundin hoffnungsvoll an. «Eine Nachfolgerin zu finden, die die Kinderartikelbörse mit genauso viel Hingabe und Herzblut macht, wird schwierig», sagt Sicher. Tatsächlich sei es sowieso schwer genug, Freiwillige für den Familien-Club zu finden. «Wir würden gerne neue Veranstaltungen durchführen, aber dafür haben wir zu wenige Vorstandsmitglieder.» Alle Engagierten seien berufstätige Mütter, die Vereinsarbeit leisten sie nebenbei. Aktuell zählt der Familien-Club Küsnacht 200 Mitglieder. Übrigens: Von den 100  000 Tonnen Kleidern, die jährlich hierzulande im Abfall landen, wird nur die Hälfte davon gespendet, weiterverkauft oder recycelt. Die andere Hälfte wird verbrannt, um die Menge an Textilabfällen zu reduzieren, die sich auf den Mülldeponien stapeln, schreibt Fashion Revolution auf ihrer Website. Würden Schweizer und Schweizerinnen ihre Kleider drei Jahre länger tragen oder weitergeben, könnte eine Menge CO2 gespart werden. So viel, wie ein Auto ausstösst, das 186  000-mal um die Erde fährt.

Die nächste Kinderartikelbörse findet am Samstag, 6. April, statt. Der Verkauf dauert von 9 bis 14 Uhr in der Heslihalle, Untere Heslibachstrasse 33, Küsnacht. Mehr Infos: www.familienclubkuesnacht.ch