Die erst 17-jährige Küsnachterin Shakina Mona untersuchte den Einfluss von Sexualhormonen auf das kurzfristige Erinnerungsvermögen. Ihr Fokus lag dabei auf den Wechseljahren. Nun gehört ihre Maturitätsarbeit zu den besten 60 des Kantons Zürich.
Nicht mehr lange, dann geht ein weiteres Schuljahr zu Ende. Für etwa 3000 Schülerinnen und Schüler des Kantons Zürich stehen das Diplom der eidgenössischen Maturität und der Austritt aus dem obligatorischen Schulsystem bevor.
Auch die Küsnachterin Shakina Mona ist eine dieser Maturandinnen und Maturanden, die einen weiteren Meilenstein ihrer akademischen Laufbahn erreichen. Doch während andere ihresgleichen sich mit der Entscheidungsfindung über ihre Zukunft noch schwertun, weiss die 17-jährige Küsnachterin genau: «Ich möchte Biochemie studieren.» Ein Wunsch, der sich bei ihr während ihrer Schulzeit an der FKSZ Sumatra im Kreis 6 entwickelt hat. Die Abkürzung FKSZ steht für Freie Katholische Schulen Zürich.
Inzwischen ist ihr Wunsch in Stein gemeisselt. So sehr, dass Shakina Mona bereits heute Vorlesungen im Rahmen des Programms «Schülerstudium» an der Universität Zürich (UZH) besucht. Ein- bis zweimal pro Woche darf die Küsnachterin dafür dem Gymnasium fernbleiben, um sich vertieft mit biochemischen Themen zu befassen. Dadurch erhält die angehende Biochemie-Studentin bereits jetzt sogenannte Credits – Punkte zur Anrechnung an ein Studiensemester –, von denen sie Ende Semester acht gesammelt haben wird.
«Mich interessieren vor allem die Genetik und die damit verbundene Arbeit im Labor», so Mona. Entsprechend fiel es ihr leicht, sich für ein Fach zu entscheiden, in dem sie ihre Maturitätsarbeit verfassen wollte. Es entstand die Arbeit mit dem Titel: «Kognitive Veränderungen in den Wechseljahren – der Einfluss der Sexualhormone auf das kurzfristige Erinnerungsvermögen», mit der Shakina Mona im Mai an einer Prämierungsveranstaltung teilnimmt. Ursprünglich wollte Shakina Mona den Einfluss der Ernährung auf die Wechseljahrsymptome in ihrer Maturitätsarbeit thematisieren. Jedoch erklärte ihr die Betreuungsperson Patricia Droz, dass es unrealistisch sei, in so kurzer Zeit aussagekräftige Ergebnisse zu erzielen. Alleine die Versuchszeit hätte mindestens sechs Monate gedauert und somit den Rahmen einer Maturitätsarbeit gesprengt.
Eine Arbeit über die Wechseljahre
Daher suchte die Gymnasiastin nach einem anderen Thema und wurde durch ihre Familienmitglieder auf einen spannenden Bereich aufmerksam. Ihre Mutter und zwei Tanten, die kürzlich in die Wechseljahre kamen, wiesen auffällige Symptome auf. Daher entschloss sich Mona, die Wechseljahre in einer Form in ihrer Arbeit zu behandeln. Schliesslich kam ihr die Idee, den Einfluss der Sexualhormone auf das kurzfristige Erinnerungsvermögen in Bezug auf die Wechseljahre zu untersuchen.
Der Frage auf den Grund gehen
Um der Leitfrage nachzugehen, ob sich die kurzfristige Kognition von Frauen vor und nach den Wechseljahren unterscheidet, fertigte Shakina Mona eine Umfrage an. Diese verteilte sie an jeweils neun Frauen im Alter von 20 bis 30 Jahren sowie von 45 bis 55 Jahren. Die Teilnehmerinnen lösten verschiedene Merkaufgaben, die ihre kognitiven Fähigkeiten testeten. Das Ergebnis: Die Frauen beider Altersgruppen schnitten nicht mit signifikantem Unterschied ab, sodass die Schülerin ihre ursprüngliche Hypothese nicht bestätigen konnte. «Gerne möchte ich in Zukunft bei diesem Thema anknüpfen und weiterforschen», sagt Shakina Mona. Dann würde sie allerdings darauf achten, Störfaktoren in den Versuchen noch mehr zu eliminieren. Da bei ihrer Umfrage auch Frauen mitmachten, die eine Hormonersatztherapie durchführten, besteht die Möglichkeit, dass die Ergebnisse dadurch verfälscht wurden.
Während der Entstehung ihrer Arbeit kam die Gymnasiastin zudem auf den Gedanken, auch Männern die Fragebögen zu verteilen, um deren Resultate mit jenen der Frauen zu vergleichen. «Das hat mir geholfen, dass ich schlussendlich doch noch etwas in die Auswertung interpretieren konnte», so Mona. Denn beide Altersklassen der Männer schnitten schlechter ab als jene der Frauen, wodurch die Möglichkeit besteht, dass Östrogen und Progesteron einen positiveren Einfluss auf die kurzfristige Erinnerungsfähigkeit haben als Testosteron. Auch diesem Anschein möchte Shakina Mona in Zukunft weiter auf den Grund gehen.
Das Tabu brechen
Gerade bei einem Thema wie diesem erachtet es Shakina Mona als besonders wichtig, es öffentlich zu thematisieren, da es in grossen Teilen der Gesellschaft tabuisiert ist. Frauen würden untereinander offen darüber sprechen, Männer seien jedoch selten in den Diskurs einbezogen. Forschung in diesem Bereich sei zudem notwendig, da ein Drittel der Frauen belastende Symptome wie Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen und weitere Probleme aufweise. Es freut die Schülerin, dass in den vergangenen Jahren die Gender Medicine wieder vermehrt Beachtung findet. In den 1980er- und 1990er-Jahren wurde durch die Entwicklung der Pille intensiv in diesem Bereich geforscht. Da jedoch bei Versuchen, bei denen Testpersonen tierische Hormone verabreicht wurden, mehrere Frauen Herz-Kreislauf-Probleme entwickelten, ging die Zahl der Forschungsarbeiten danach stark zurück.