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«Ich mache nächstes Jahr wieder mit»

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Die Schützenkönigin aus Zollikon, Neva Menzi (15), realisiert erst jetzt langsam ihren Sieg am Zürcher Knabenschiessen. Aufs Schiessen kam sie wegen einer Freundin.

Kurz nach deinem Sieg zur Schützenkönigin hast du gesagt, du seist «überrascht und ein bisschen schockiert». Kannst du es jetzt glauben?

Neva Menzi: Ein bisschen (lacht). Ich frage mich immer noch, wie ich das geschafft habe.

Wie hast du den Tag erlebt?

Ich wurde vorgewarnt, dass mir extrem viele Mikrofone von den Presseleuten entgegengehalten werden. Zum Glück bin ich keine Person, die schnell nervös wird. Nach dem Sieg war ich bis 21.30 Uhr auf der Chilbi. Zu Hause dann fiel ich erschöpft, aber sehr glücklich ins Bett.

Wie haben deine Arbeitskolleginnen am nächsten Tag reagiert?

Die Mitarbeiterinnen im Hort haben mich mit einer Rose überrascht und sich extrem für mich gefreut.

Bereits nach drei Minuten war klar, dass du mit der Maximalzahl von 35 Punkten vermutlich siegen würdest.

Ja, zwei Jahre lang hat das niemand mehr an einem Knabenschiessen erreicht. Ich bin froh, dass ich an jenem Sonntag gleich als Erste geschossen habe und dass es da noch relativ ruhig war.

Du bist in keinem Schützenverein und hast das ganze Jahr lang nicht trainiert.

Warum ich gewonnen habe, frage ich mich auch. Das letzte Mal habe ich am Knabenschiessen 2018 geschossen, und dann noch einmal ein Jahr zuvor. Beide Male verpasste ich die Trostpreise, letztes Mal um zwei Punkte. Dieses Mal war ich ruhiger und habe mir Zeit gelassen.

Wurdest du schon angefragt, ob du in einem Schiessverein mitmachen willst?

Ja, es gab eine Anfrage aus Zumikon und Zollikon. Aber ich spiele als Verteidigerin und Goalie im FC Küsnacht und habe eigentlich keine Zeit. Daneben absolviere ich seit diesem Sommer mein Praktikum als Fachfrau Betreuung im Hort. Am Moorgartenschiessen im November werde ich aber schon mitmachen – das hat für die Schützenkönigin oder den Schützenkönig Tradition.

Warum schiesst du überhaupt?

Ich bin vor zwei Jahren mit einer Kollegin zum ersten Mal ans Knabenschiessen nach Zürich gegangen. Aus Plausch haben wir seither jedes Jahr mitgemacht und es wurde zur Tradition für uns.

In den Interviews hast du gesagt: «Wer zielen kann, ist gut. Egal ob Bube oder Mädchen». Sind Mädchen doch besser, fungieren sie doch häufiger in den Top 10 des Knabenschiessens ...

Ich glaube nicht, dass die Leistung beim Schiessen vom Geschlecht abhängt. Wie beim Fussball ja auch nicht. Wer sich konzentrieren kann und ein bisschen Glück hat, hat gute Chancen. Eigentlich bin ich ja eher tollpatschig unterwegs ... (lacht).

... aber du hast gewonnen und bist sicher auch eine gute Fussballerin.

Also im Fussball bin ich sicher keine, die vor etwas zurückschreckt. Ich spiele seit etwa neun Jahren und habe viel Freude am Ball. Anders als meine beiden Geschwister. Mein jüngerer Bruder macht Kung Fu, meine ältere Schwester reitet.

Findest du, es wäre Zeit für eine Namensänderung. Also statt Knabenschiessen zum Beispiel Jugendschiessen?

Nein, ich glaube nicht, dass das nötig ist. Solange man mitmachen darf – und das ist seit 1991 für Mädchen so –, ist es in Ordnung für mich.

Du wolltest vom Preisgeld über 5000 Franken ein neues Paar Schuhe kaufen. Hast du das inzwischen gemacht?

Nein, aber ich will sie sicher zuerst noch anprobieren. Da meine Wunschschuhe aber 700 Franken kosten, überlege ich mir das noch einmal. Sicher ist, dass ich den Rest des Geldes spare.

Du hast auch einen Flug mit dem Superpuma-Helikopter der Armee gewonnen.

Ja, auf diesen Tag freue ich mich. Wir fliegen von Dübendorf nach Thun und dürfen dort die Militäranlage besuchen. Wir, das heisst ich und zehn andere Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Knabenschiessens. Sie werden ausgelost.

Könntest du dir vorstellen, als Rekrutin dereinst in die Schweizer Armee einzutreten, wegen deines besonderen Talents beim Schiessen?

Das weiss ich heute noch nicht.

Machst du nächstes Jahr beim Knabenschiessen wieder mit?

Das auf jeden Fall.

(Interview: Manuela Moser)