Die «Krone Forch» wird saniert – doch das historische «Stübeli» bleibt. Ein Antrag zum Erhalt der Guisan-Stube setzte sich an der Gemeindeversammlung in Küsnacht knapp durch. Die übrigen Geschäfte kamen ohne grössere Diskussionen durch.
Es war kurz nach zehn Uhr abends, als ein wenig Spannung in der Luft lag in der Heslihalle. An der Gemeindeversammlung in Küsnacht mussten sich die Stimmenzählerinnen und Stimmenzähler das erste und einzige Mal am Abend erheben – denn es war knapper als sonst. Es ging um den Antrag eines Bewohners der Forch, der die geplante Höhe des Bauprojekts am Gasthof Krone kritisierte und forderte, die historische Guisan-Stube möglichst unverändert zu erhalten.
Und tatsächlich: Der Antrag kam hauchdünn durch – mit 88 zu 78 Stimmen. Die Stube bleibt. Kurz darauf folgte ein deutliches Mehr für das Hauptgeschäft: Der Baukredit von 7,2 Millionen Franken für die Sanierung des Gasthofs Krone Forch wurde angenommen.
Kritik an Ausrichtung und Kosten
Für die umfassende Instandsetzung der denkmalgeschützten Liegenschaft aus dem Jahr 1783 sind ein neuer Gastraum, sieben Gästezimmer, moderne Haustechnik sowie eine zusätzliche Küche im Untergeschoss vorgesehen. Letztere ist für den Sommerbetrieb gedacht – und genau dort setzte Kritik an. Tim Dührkoop, Präsident der Rechnungsprüfungskommission (RPK), stellte die wirtschaftliche Sinnhaftigkeit infrage: «Diese Küche wird nur an rund 60 schönen Tagen im Jahr gebraucht – das steht in keinem Verhältnis.» Beim Verweis auf den mittlerweile bekannten «Küsnachter Finish» schüttelte SVP-Gemeinderat Adrian von Burg, zuständig für die Liegenschaften, den Kopf. Auch Henry Stehli, Vorstand der Mitte Küsnacht-Erlenbach, beantragte die Rückweisung des Geschäfts. Er sprach von einem «Fass ohne Boden» und forderte eine andere Nutzung: ein Wohnheim für psychisch belastete Jugendliche mit öffentlichem Bistro und Veranstaltungssaal.
FDP-Präsident Leo den Hartog sprach sich dagegen klar für das Projekt aus: Es sei zwar teuer, aber eine Rückweisung verursache zusätzliche Kosten. SVP-Ortsparteipräsident Nicolas Bandle meinte: «Ja, ich weiss – sonst holt die SVP gerne den Sparhammer heraus. Aber hier ist es bitter nötig, Geld in die Hand zu nehmen. Es ist ein Kulturgut unserer Gemeinde.»
Kritischer Blick auf Jahresrechnung
Auch Peter Ritter, Vorstand des Bürgerforums Küsnacht, stellte sich hinter das Projekt. Das Gremium habe sich intensiv mit der Vorlage befasst und ortsansässige Gastronominnen und Hoteliers beigezogen. «Die Gästezimmer sind wichtig und entscheidend ist, dass wir ein engagiertes Pächterpaar mit einem guten Team finden.»
Kritischer Blick auf Jahresrechnung Die Jahresrechnung 2024 wurde mit grossem Mehr angenommen. Sie schliesst mit einem Gewinn von 11,5 Millionen Franken. Die Aufwertung von Liegenschaften führte zu einem Buchgewinn von 12,7 Millionen Franken. RPK-Präsident Tim Dührkoop mahnte: «Das ist kein Geld, das wir einfach ausgeben können. Dafür müssten wir die Liegenschaften ja zuerst verkaufen.» Die Jahresrechnung der Gesundheitsnetz Küsnacht AG wurde ebenfalls genehmigt. Ein Bürger kritisierte den Beirat – er verstehe bis heute nicht genau, wozu dieses Gremium eigentlich diene. Ein anderer Bürger lobte den Geschäftsbericht: «Kein literarischer Genuss, aber gut leserlich.» Beim Geschäft Parkplatz Alte Landstrasse wurde dem Gegenvorschlag des Gemeinderats zur Einzelinitiative deutlich zugestimmt. Die Stimmberechtigten beauftragten damit die Gemeinde, eine Machbarkeitsstudie durchzuführen und anschliessend einen Architekturwettbewerb mit Vorprojekt auszuarbeiten. Auf dem Areal sollen Wohnungen, Gewerbeflächen und ein unterirdisches Parkhaus entstehen.
Debatte um Rückweisungen
Am Ende gingen die Wogen nochmals hoch: Alt-Kantonsrat Hans Peter Amrein trat ans Mikrofon und kritisierte heftig, dass nicht über alle Rückweisungs- und Änderungsanträge zum Geschäft Krone Forch abgestimmt worden sei. Er selbst hatte beantragt, die geplanten Hotelzimmer in Wohnungen umzunutzen. Gemeindepräsident Markus Ernst (FDP) entgegnete, dass bei einer Annahme der Rückweisung über die verschiedenen Begründungen für die Rückweisung konsultativ abgestimmt worden wäre. Der Antrag betreffend Umnutzung zu Wohnungen sei als Rückweisungsantrag entgegengenommen worden. Nur Änderungsanträge, die den Projektzweck nicht grundsätzlich veränderten, könnten als solche behandelt werden. Der Gemeindepräsident erklärt: «Die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger müssen vor der Versammlung wissen, worüber abgestimmt wird.»