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«Ein Hotel muss mit Leben gefüllt sein»

Erstellt von Isabella Seemann |
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Bewährtes bewahren und Neues anpacken: Harald Raab, der im Sommer das geschichtsträchtige Romantik Seehotel Sonne in Küsnacht übernahm, will das Haus zu einem Treffpunkt machen – mit der Wiederaufnahme des «Live on Ice».

Harald Raab ist allgegenwärtig in der «Sonne»: «Um zu spüren, was im Betrieb los ist», macht er nach dem «Morning Briefing» mit seinen Mitarbeitern eine Runde durch das Hotel, comme il faut begrüsst er die frisch angekommenen Gäste, läuft beim Servieren des Hauptgangs an die Herren der Service-Clubs mit und wünscht «En Guete» oder bringt auch mal einen Espresso an den Tisch. Eine Selbstverständlichkeit für den Hoteldirektor, mit anzupacken. 

«Diesen Dienst am Gast mache ich sehr gerne und so lernt man die Leute auch am besten kennen», sagt Harald Raab, der seit 1. Juli das traditionsreiche Romantik Seehotel Sonne in Küsnacht leitet und nach dem Motto handelt, «die Kunst der Gastfreundschaft täglich neu zu definieren».

Zuerst war er auf der Bank

Erfahrungen sammelte er bereits während vierzehn Jahren als Geschäftsführer von Hotels, zuletzt im historischen Hotel Krone in Lenzburg. Ursprünglich hatte seine Karriere jedoch eine ganz andere Richtung genommen. Der Spross einer Ärztefamilie machte zunächst eine Ausbildung als Bankkaufmann, «ich träumte jedoch immer schon davon, ein Hotel zu führen», sagt der 52-Jährige. 

«Learning by doing» arbeitete er sich in die Hotellerie-Branche ein und absolvierte das Nachdiplomstudium in Hotelmanagement. «Egal in welcher Stellung man in dieser Branche arbeitet, man kann immer etwas Gutes für den Gast tun», erklärt er das Schöne an diesem Beruf. «Man muss gerne dienen.» Aber das allein ist es nicht: «Es sind die vielfältigen Begegnungen und die Möglichkeit, durch Kommunikation eine treue Stammkundschaft aufzubauen.» Eigenschaften, die in Harald Raabs Naturell liegen. 

Bereits kann er auf einen überaus erfolgreichen Sommer im Romantikhotel zurückblicken. «Die Auslastung war um einiges besser als im Vorjahr», freut sich Raab. Die Feriengäste sind wieder internationaler, hauptsächlich kommen sie aus den Nachbarländern. «Wir haben eine äusserst interessantes Klientel, darunter auch einige Prominenz, das die Ruhe, die Geschichtsträchtigkeit und Einzigartigkeit des Hotels und die idyllische Lage direkt am Zürichsee schätzt», sagt Raab und dabei ist ihm anzumerken, dass er die gleiche Freude an «seinem Haus» hat.

Sanfte Neuausrichtung

Bewährtes bewahren und Neues anpacken, heisst die Devise, seit er den Chefposten im Vier-Sterne-Plus-Hotel übernahm, das ebenso wie das Dolder Grand in Zürich im Besitz des Küsnachters Urs E. Schwarzenbach ist. Die verschiedenen Restaurants sollen eine sanfte Neuausrichtung und eine kräftige Qualitätssteigerung erhalten, wozu auch eine Renovation des Restaurants nötig ist. Sein oberstes Ziel: «Ein Haus wie die ‹Sonne› muss das ganze Jahr mit Leben gefüllt sein.» 

Zur historischen Ambiance in der Gast-, der Bure- und der Küsnachter­stube, den drei urigen, holzgetäferten Räumen der ‹Sonne›, die 1641 erstmals als Wirtschaft erwähnt wurde, setzt er auf traditionelle Schweizer Gerichte. Man könnte auch sagen: unsere Lieblingsgerichte aus der Kindheit, wie Hacktätschli und Herdöpfelstock mit Seeli oder Grosis Süssmostcreme.

Neu sind die Gaststuben bereits nachmittags geöffnet für Kaffee und Kuchen oder einen Snack. «Wir wollen ein Treffpunkt für die Einheimischen sein», sagt Harald Raab, der mit seinem Partner und Labrador-Rüde Lance in Oetwil an der Limmat wohnt.

Modern und zeitgemäss geht es in der «Sonnengalerie» zu, wo Jakobsmuscheln mit «Dry Gin Sonne by Weinbau Schwarzenbach» gebeizt auf fruchtigem Fenchel-Orangen-Salat und Wasabi-Zitronenglace serviert werden, aber auch Klassiker wie die gebackenen Zürichsee-Eglifilets, allerdings mit einem kreativen Twist in Panko-Tempurateig. «Aber um die Gäste auch im Winter ins Lokal zu locken, wollen wir das ganze Potenzial ausschöpfen.» Derzeit laufen die Vorbereitungen für den Traditionsanlass «Live on Ice» auf Hochtouren. Nach einer dreijährigen Pause, bedingt durch die Pandemie und die Energiekrise, wird am Samstag, 18. November, wieder das wohl romantischste Eisfeld der Schweiz eröffnet. Trotz grossem personellem und finanziellem Aufwand: «In Zeiten, in denen uns so viele schlechte Nachrichten erreichen, möchten wir diesen beliebten Anlass wieder aufleben lassen, um unseren Gästen eine Freude zu machen.»

Der Anblick der Tausenden Lichter, wenn es glitzert und blinkt und einen dieses warme Gefühl der Geborgenheit beschleicht, er liebe das selber ja auch, sagt er. 

Und Harald Raabs Augen glänzen vor Vorfreude.