Abo bestellen

Drei Tage Klassikfestival in Küsnacht

Zurück

Den Auftakt zum Klassikfestival Küsnacht hat der bekannte Entertainer Christian Jott Jenny gemacht. Er überraschte das Publikum am Galakonzert mit eine erfrischenden Auftritt.

Vergangenes Wochenende fand das dritte Klassikfestival Küsnacht im Festsaal des Seehofs statt. Das Gründerinnen-Schwesternpaar, bestehend aus Violinistin Astrid Leutwyler und Mezzosopranistin Sonja Leutwyler, stellte mit dem diesjährigen Motto «Märchen und Sagen» ein abwechslungsreiches Programm auf für Kinder und Erwachsene.

Aber auch die einzelnen Auftritte wiesen eine grosse Vielseitigkeit auf. So boten Tenor Christian Jott Jenny und sein Zürcher Staatsorchester mit ihrem Chansonabend einen starken Auftakt in das Klassik-Wochenende.

Blick auf den Zürichsee

«Statt uf Schanghai fahr ich nur bis Horge! Statt uf Rio nur bis Rapperswil», singt Jott Jenny, lächelt dabei verschmitzt, sitzt lässig auf seinem Hocker und blickt durch die Balkontür auf den Zürichsee hinaus. «Miini Seemannsbruut isch d Frau, miis Hawaii isch d Ufenau – und de Zürisee – miin Ozean! Ahoi!» Sofort bricht das Publikum in Gelächter aus. Die Interpretation von Max Rüegers ironischem Chanson «Ahoi» über die geplatzten Träume eines Zürisee-Kapitäns kündigt den humorvollen, lockeren und interaktiven Abend an.

Tatsächlich erzählt der Tenorist im Folgenden über alle möglichen Themen: Liebe, Politiker, Enttäuschung, Trauer und Alter. Und dies auf Schweizer- und Hochdeutsch, Französisch, Italienisch, Spanisch und Englisch.

Zwischen den einzelnen Stücken unterhält der Entertainer mit Witzen und Anekdoten aus seinem Berufsleben als jüngst gewählter Gemeindepräsident in St. Moritz. Sein Auftritt zeichnet sich durch eine ausserordentliche Dynamik, Vielfältigkeit und Qualität aus. Der Festsaal bietet zudem eine ausgezeichnete Akustik an, was den Hörgenuss zusätzlich verstärkt.

Das Publikum kommt sogar in den Genuss eines Gastauftritts der Festivalgründerinnen: Astrid Leutwyler begeistert mit ihrer Interpretation des rasanten «Flight of the Bumblebee» von Rimski-Korsakow und Sonja Leutwyler mit der Arie «Du sollst der Kaiser meiner Seele sein» aus der Operette «Der Favorit» von Robert Stolz, laut Jott Jenny «die gluten- und fettfreie Version einer Oper, aber mit Süssstoffen».

Hitparade der Beerdigungen

Gekrönt wird der Abend mit einer gelungenen, scherzhaften «Best-of-Funeral-Hitparade», die Jott Jenny lustigerweise «Best of Souterrain» nennt. «Wir spielen an so vielen Beerdigungen. Ich singe das nun, damit sie auch wissen, wie schön es wäre, wenn sie noch dabei wären», sagt der Sänger. Für die Hitliste erntet die Band reichlich Applaus und jede Menge freudige Jubelrufe. Nach einer Zugabe lässt man gemeinsam den Galakonzert-Abend beim Apéro feierlich ausklingen.

«Das war ein absolutes Spitzenkonzert. Es war unglaublich abwechslungsreich und wirklich ein Muss», sagt Gemeinderat und Mitsponsor des Festivals, Martin Schneider (SVP). Während des Liederabends hat er mehrmals mit Jott Jenny gescherzt. Auch der aus Zug angereiste Gerri Bremgartner ist überrascht: «Man hat das Klassische gar nicht so vermisst. Der Auftritt war originell und irgendwie erfrischend.»

Auch die Leutwyler-Schwestern sind zufrieden mit dem Festivalauftakt. «Mit dem Chanson- und Liederabend haben wir etwas Neues eingebracht. Klassik ist sehr vielseitig und kann sehr gut mit verschiedenen Sparten gemischt werden. So erreichen wir ein breites Publikum», so Astrid Leutwyler. Gemäss Sonja Leutwyler haben sie schon einige Ideen für die nächsten Ausgaben des Klassikfestivals, der Seehof steht als Veranstaltungsort jedoch schon fest: «Die Konzerte sollen intim und kammermusikalisch exklusiv bleiben. Die Klassik-Lounge mit Barbetrieb ist ideal, um den Austausch zwischen Publikum und Musikern zu ermöglichen.» (Liana Soliman)