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Die Zeit der Dieselmotoren läuft ab

Erstellt von Pascal Turin |
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Immer mehr Kursschiffe auf Schweizer Seen haben einen Elektroantrieb. Auf dem Zürichsee sollen neben den drei neuen elektrischen Limmatbooten bald auch drei grössere Elektro-Motorschiffe dazukommen. Den Anfang macht das Motorschiff Uetliberg.

Pascal Turin

Sie heissen MS Ägerisee, MS Uetliberg oder MS Rütli und haben gemein, dass sie bald nicht mehr mit Diesel, sondern mit Strom betrieben werden sollen. Gemeinsam ist ihnen neben den geografischen Namen auch, dass die Motorschiffe – kurz MS – auf Schweizer Seen verkehren. Das MS Ägerisee wenig überraschend auf dem Ägerisee im Kanton Zug, das MS Uetliberg auf dem Zürichsee und das MS Rütli auf dem Vierwaldstättersee.

Das MS Rütli ist das kleinste Schiff der Flotte der Schifffahrtsgesellschaft des Vierwaldstättersees. Es soll ab 25. Mai wieder fahrplanmässig unterwegs sein – dann aber mit Elektromotor. Beim MS Ägerisee und beim MS Uetliberg dauert die Umstellung von Diesel auf Strom hingegen noch bis 2025. Sie müssen zuerst in die Werft und umgebaut werden.

MS Uetliberg erhält Elektromotor
Wie die «Zürichsee-Zeitung» kürzlich berichtete, hat die Zürichsee-Schifffahrtsgesellschaft (ZSG) Grosses vor. Sie will das erste Schifffahrtsunternehmen sein, das ohne CO2-Emissionen auskommt. Ein erster Schritt ist bereits getan: Die drei neuen, vergangenes Jahr vorgestellten Limmatboote fahren schon elektrisch.

Als Nächstes sind nun die baugleichen Schiffe der Albis-Klasse mit 300 Plätzen an der Reihe. Will heissen: das MS Albis, das MS Pfannenstiel und eben das MS Uetliberg. Die Lebensdauer der derzeitigen Antriebsmotoren nähert sich dem Ende. Die Dieselmotoren mit Tank werden darum durch Elektromotoren mit Batterien ersetzt. Die Batterie muss dann täglich über Nacht geladen werden. Zu den Kosten für den Umbau kann die ZSG aufgrund laufender öffentlicher Ausschreibung keine Angaben machen.

Den Anfang macht das MS Uetliberg. «Die Planung sieht vor, dass das Schiff ab Juni 2025 einsatzbereit sein wird. In den Folgewintern werden die Schwesternschiffe MS Albis und MS Pfannenstiel umgebaut», sagt Sonja Randjelovic, Leiterin Unternehmenskommunikation bei der ZSG, auf Anfrage. Die Schiffe werden zudem einen neuen Innenausbau erhalten. Durch den elektrischen Antrieb und die damit verbundene Flexibilität zur Platzierung der Komponenten kann die Raumausnutzung neugestaltet werden. «Wir können dadurch den alten Maschinenraum, der die Motoren beherbergte, zu sanitären Anlagen umnutzen und gewinnen wertvolle Passagierfläche im Innenraum», erklärt Randjelovic.

Bis 2035 will die ZSG 10 von 17 Schiffen dekarbonisiert, also von fossilen Brennstoffen auf erneuerbare Energiequellen umgestellt haben. Alle Vorhaben benötigen die Finanzierung und den Entscheid des Verkehrsrats des Zürcher Verkehrsverbundes.

Luzerner testen auch Wasserstoff
In unbekannte Gewässer schippert derweil die Schifffahrtsgesellschaft des Vierwaldstättersees. Laut der «Luzerner Zeitung» wird das MS Saphir mit einer Kapazität für 300 Personen mit einem Wasserstoffantrieb ausgestattet. Läuft alles nach Plan, fährt das Schiff ab Sommer 2026 mit einem Wasserstoff-Brennstoffzellen-System. Auf dem Zürichsee sind Wasserstoffantriebe noch kein Thema. «Wir begrüssen das mutige Projekt auf dem Vierwaldstättersee», sagt Randjelovic von der ZSG. Das MS Saphir solle als Versuchsträger die Möglichkeiten von Wasserstoffantrieben zeigen. «Die Kursschiffe der ZSG stehen meist im täglichen Einsatz. Es ist daher zentral, nachhaltige, zuverlässige, erprobte und verfügbare Technologien einzusetzen», so Randjelovic. Sei dies beim Wasserstoff gegeben, könne ein Einsatz in Erwägung gezogen werden.


Schifffahrts-Genossenschaft Greifensee war Pionierin

Auf dem Greifensee ist schon seit 2022 ein Elektro-Kursschiff unterwegs. In das e-MS Heimat mit 60 Plätzen ist ein Batterienpaket mit drei Batterien eingebaut. Die drei Batterien habe eine Speicherkapazität von 99 Kilowattstunden, was für einen ganzen Fahrtag ausreicht.

Die Schifffahrts-Genossenschaft Greifensee ist rundum zufrieden mit dem Elektroschiff. «Auch unsere Passagiere erfreuen sich an unserem nachhaltigen e-MS Heimat, insbesondere dank der ruhigen Fahrweise», sagt Geschäftsführerin Fiona Hediger.