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«Die Bühne ist mir immer noch Heimat»

Erstellt von Elsbeth Stucky |
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Mit 91 Jahren noch immer voller Charme und Schalk: Vergangene Woche war Margrit Läubli war zu Gast am Seniorennachmittag in Herrliberg. Die Zürcher Kabarettistin blickt in ihrem Soloprogramm auf ihr bewegtes Leben zurück.

Mit 91 Jahren noch immer voller Charme und Schalk: Vergangene Woche war Margrit Läubli war zu Gast am Seniorennachmittag in Herrliberg. Die Zürcher Kabarettistin blickt in ihrem Soloprogramm auf ihr bewegtes Leben zurück.

«Ich bin gerne nach Herrliberg gekommen », grüsste Margrit Läubli in die Runde. Zum Auftakt ihres Soloprogramms trug sie einen Reim vor, der heisst «Emsig nagt der Zahn der Zeit». Und prompt hatte sie ihr Publikum am Seniorennachmittag gewonnen. Die witzige Parodie auf das Alter brachte ihr die ersten Lacher ein. Zwar scheint es, dass das Alter Margrit Läubli nichts anhaben kann – sie sieht mit 91 Jahren blendend aus. Den Schalk in den Augen und unterhaltsam wie eh und je. Nach mehr als sechs Jahrzehnten Bühnen- und Filmpräsenz steht sie noch immer auf der Bühne. «Die Bühne ist mir Heimat», wie sie sagt.
Kaum wie eine andere hat Margrit Läubli zusammen mit César Keiser die Schweizer Cabaret-Szene geprägt. Ihr Mann und Bühnenpartner verstarb im Jahr 2008.

Die Kunst, mit Worten umzugehen
Lebhaft und voller Energie erzählte die Kabarettistin nun auf der Bühne in der Vogtei aus ihrem bewegten Leben, präsentierte Sketches und Limericks, so als wäre keine Zeit ins Land gezogen. Die zitierten Texte von César Keiser haben auch heute nichts an Aktualität verloren. Denn mit Worten umgehen, das habe er gekonnt, dieses Talent sei ihr verwehrt, sagte sie. Und eigentlich höre sie lieber zu als selber reden. Margrit Läubli wuchs in Zürich auf. Was sie werden wollte, wusste sie scbon früh: Balletttänzerin. Ein absurder Wunsch für ein Kind aus armen Verhältnissen. «Als Kind war ich eine fleissige Kirchgängerin», erzählte sie, «aber nicht etwa, weil ich besonders gläubig war, ich liebte die Show.»
Aufgewachsen sei sie mit ihrer Mutter, der Grossmutter, einem kleineren Bruder und einem Haushaltsmädchen in Zürich. Und früh habe sie mitgeholfen und die fertigen Näharbeiten an die Kundinnen ausgeliefert. Auf Druck der Familie lernte Margrit auch Damenschneiderin wie ihre Grossmutter.

Direkt zum Direktor gegangen
Im Kopf blieb der Traum, Tänzerin zu werden. Und eines Tages sei sie zielstrebig und unerschrocken ins Stadttheater gegangen und habe den Direktor verlangt. Erfuhr von einem Vortanzen, tanzte vor und bekam ein Stipendium und ihr Kindheitstraum wurde wahr. Ein Glücksfall, kommentierte Läubli. Es war der Beginn ihrer langen Karriere auf der Bühne. Viel später, als sie sich längst einen Namen als Künstlerin gemacht hatte, erfuhr sie, was der Direktor damals über ihre Vorstellung gesagt hatte. «Ja und da kam dieses Mädchen, ein bisschen rundlich, und hat getanzt mit Leib und Seele, ein richtiges Naturtalent.»

Kabarett die perfekte Mischung
Später arbeitete sie nebenbei als Model, um Geld zu verdienen, dann war sie hauptsächlich Schauspielerin und Kabarettistin auf der Bühne. Erst als Mitglied im «Cabaret Cornichon» und dann im «Cabaret Fédéral». Im Kabarett habe sie die Form von Unterhaltung gefunden, die sie so schätzt und mag. «Es ist diese Mischform aus Gesang, Tanz, Lyrik und schauspielerischen Einlagen.» Ab 1962 konnte man Margrit Läubli zusammen mit ihrem Mann César Keiser in eigenen Produktionen in der ganzen Schweiz sehen. Sie feierten Erfolge und heimsten diverse Preise ein, unter anderem der Ehren-Prix Walo 2004. Nun trägt sie das Erbe ihres Mannes alleine weiter.
Nach einer geschlagenen Stunde heiterer und nachdenklicher Unterhaltung rezitierte Läubli aus einem Programm ihres Mannes einen Text, der vom Irrsinn der Werbung spricht; wie das Waschmittel Sonol Hausfrauen wohltut. Das tat sie im breitesten Baseldeutsch, der Muttersprache ihres Mannes.
Viel Stoff für die Bühne habe auch ihr Leben als Hausfrau und Mutter von zwei Söhnen gegeben. Und sie bringt ein Muster zum Besten über das pure Chaos eines ganz normalen Familienlebens. Bevor Läubli sich, begleitet vom Enkel, an den Büchertisch begibt, um Bücher zu signieren, stellt sich das ehemalige Fotomodell der Kamera. Und erwidert amüsiert auf die Feststellung, wie fotogen sie sei: «Ich kann nichts dafür.»