Abo bestellen

Aus der Not ein App-Business geboren

Erstellt von Isabella Seemann |
Zurück

Mit Kidsitt buchen Eltern den Babysitter direkt per App – das freut beide gleichermassen. Die Idee dazu hatten die Erlenbacher Mütter Nadine Moser Balas und Bénédicte van der Beken. Nach nur sechs Monaten expandieren sie von der Goldküste in die ganze Schweiz.

Mit Kidsitt buchen Eltern den Babysitter direkt per App – das freut beide gleichermassen. Die Idee dazu hatten die Erlenbacher Mütter Nadine Moser Balas und Bénédicte van der Beken. Nach nur sechs Monaten expandieren sie von der Goldküste in die ganze Schweiz.

Als Nadine Moser Balas und Bénédicte van der Beken wieder mal verzweifelt nach Babysittern suchten, sagten sie sich: «So etwas wie Uber für Taxis sollte es auch für die Kinderbetreuung geben ». Eine Plattform, auf der Eltern und Kinderhüter zusammen kommen, am besten mit einfachem Knopfdruck. Die Idee beschäftigte die befreundeten Nachbarinnen aus Erlenbach nicht nur an diesem Tag.
Die 38-jährige Nadine Moser hat zwei, die 35-jährige Belgierin Bénédicte van der Beken hat drei Kinder, und beide Mütter waren in einer Berufspause, weil ihnen der Spagat zwischen Job und Familie beim Schuleintritt der Ältesten zu strapaziös wurde. «Da wollten wir es einfach wissen», erinnert sich Bénédicte van der Beken an den Startschuss ihres Business im Herbst 2017. Und Nadine Moser ergänzt: «Während die Kinder in Schule und Spielgruppe waren oder im Bett schliefen, bauten wir am Küchentisch unser Geschäft auf.»
Sie fanden einen App-Entwickler, der ihre Ideen umsetzte und einen Prototyp entwickelte, den die zwei Jungunternehmerinnen, mit Unterstützung ihrer Ehemänner, monatelang testeten und stetig perfektionierten. Die Technik funktionierte. Wie gewinnt man nun Kunden? Und wie die Babysitter?

Die Suche nach Babysittern
«Die Herausforderung bestand darin, Angebot und Nachfrage gleichzeitig aufzubauen », erklärt Nadine Moser, die ihren Bachelor in Marketing und Kommunikation machte. «Zuerst mussten wir eine gewisse Abdeckung erreichen.» Denn die beste App nützt nichts, wenn keine Babysitter vorhanden sind. Also schalteten sie Inserate, verteilten Flyer an Orten, wo sich die Zielgruppe aufhält, präsentierten sich auf Social Media und stellten sich auf Events wie dem Mamalicious Market vor.
In den Sommerferien vergangenen Jahres ging das App live. Der Erfolg liess nicht auf sich warten. Bereits haben 650 Eltern eine Vermittlung in Anspruch genommen, die meisten mehrfach, viele lösten gleich ein Abo.
Und weil ein App eine coole Sache ist, organisieren auch Väter plötzlich gerne die Kinderbetreuung. Push Alerts erinnern an die Buchung, ein Timer hält die exakte Dauer fest, der Lohn wird automatisch ausgerechnet und kann bargeldlos überwiesen werden. Aber das App ist nicht nur für Kunden attraktiv. Mittlerweile haben sich mehr als 500 weibliche und männliche Babysitter zwischen 14 und 65 Jahren registrieren lassen. Täglich werden es mehr. Jeder muss einen schriftlichen Assessment- Test absolvieren und ein persönliches Gespräch mit HR-Fachfrau Bénédicte van den Beken führen.

Viele Aufträge in kurzer Zeit
Die 21-jährige Alessandra Mandocu ist seit Anfang an bei Kidsitt als Babysitterin registriert – und erhält «sehr viele Anfragen», wie sie verrät. Zudem konnte sie eine feste Stammkundschaft in den Gemeinden der Goldküste aufbauen. «Auf herkömmlichem Wege, ohne diese App, wäre ich kaum zu so vielen Aufträgen in so kurzer Zeit gekommen», sagt die Meilemerin, und diese Erfahrung brauche sie, um bald als Au Pair im Ausland arbeiten zu können. Insbesondere aber schätze sie den engen Kontakt zu den zwei Unternehmerinnen. «Sie haben für sämtliche Anliegen ein offenes Ohr.»

App ist auf Expansionskurs
Dickes Lob erhalten Nadine Moser und Bénédicte van der Beken aber auch von den Kunden. «Sie haben uns das Leben erleichtert!», schwärmte etwa eine Mutter. Und diese Erfolgserlebnisse motivieren die zwei Erlenbacherinnen, neue Märkte über das rechte Seeufer hinaus zu erschliessen. Bereits haben sie 80 Babysitter in der Stadt Zürich, Winterthur, und das Gebiet um den Flughafen ist aufgerollt, der ganze Kanton Zürich soll abgedeckt werden. Zug ist schon im Visier.
Diesen Winter sind sie «in die Berge » gegangen, wo Kidsitt sich bereits erfolgreich in den weltbekannten Ferienorten wie Davos, Klosters und dem Engadin etabliert hat. «Gerade in den Ferien möchte ein Paar auch gerne mal einen romantischen Abend in einem schönen Restaurant zu zweit verbringen und die Kinder dabei im Hotel oder in der Ferienwohnung gut betreut wissen », erzählt Nadine Moser. Die beiden Unternehmerinnen kennen schliesslich die Bedürfnisse von Eltern.