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Alterswohnungen kommen an die Urne

Erstellt von Tobias Stepinski |
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Zwei Neubauten und deren Kredite für altersgerechtes Wohnen kommen am 18. Mai in Küsnacht vors Volk. Im Alters- und GesundheitszentrumTägerhalde wurden die Projekte von den Architekten und dem Gesundheitsnetz Küsnacht vorgestellt – Sonne und Parkplätze sorgten für Diskussionen.

«Wir bauen für die Zukunft des Alterns in Küsnacht», sagt Severin Gallo, Verwaltungsratspräsident des Gesundheitsnetzes Küsnacht AG (GNK), zur Eröffnung des Informationsapéros im voll besetzten Tägerhalde-Saal. Rund 200 interessierte Küsnachterinnen und Küsnachter sind gekommen, um sich aus erster Hand über die beiden geplanten Neubauprojekte zu informieren, über die am Sonntag, 18. Mai, abgestimmt wird. Es geht um zwei separate Vorlagen: Für das Alterswohnen am Rebweg beantragt die GNK einen Kredit von 36 Millionen Franken, während für das Projekt Wangensbach 26,5 Millionen Franken vorgesehen sind.

Die verantwortlichen Architektenteams präsentieren ihre Entwürfe und erläutern Details zu Grundrissen, Aussenräumen und Infrastruktur. Am Rebweg sollen 62 altersgerechte 1½- bis 4½-Zimmer-Wohnungen mit Mehrzweckraum, Gemeinschaftsräumen und Tiefgarage entstehen. Die bestehenden Gebäude werden durch den Neubau ersetzt.

An der alten Landstrasse neben dem Landgut Wangensbach sind 36 Wohnungen mit 1½ bis 3½ Zimmern geplant – ergänzt durch ein öffentliches Bistro sowie einen integrierten Spitex-Stützpunkt. Das bestehende Alters- und Gesundheitszentrum Wangensbach wird dem geplanten Neubauprojekt weichen.

Beide Standorte befinden sich bereits im Besitz der Gemeinde und sind zonenrechtlich gut geeignet, wie Gallo erklärt. Die Projekte erfüllen hohe Anforderungen an Barrierefreiheit, Brandschutz und soziale Teilhabe – Faktoren, die sich auch in den Kosten widerspiegeln.

Sonne, Parkplätze und Bausubstanz

In der anschliessenden Fragerunde kommen unterschiedliche Themen zur Sprache. Eine Person fragt, warum das Gebäude beim Projekt «Rebweg» nicht stärker nach Südwesten ausgerichtet ist, um mehr Sonnenlicht zu gewinnen. Die Vertreter des Architekturbüros verweisen auf geltende Bauvorschriften sowie auf eine Emissions- und Lärmschutzstudie. Zudem würde dies die Grünflächen stark verkleinern. «Es ist uns wichtig, möglichst viel Grünraum zu erhalten», sagt Verwaltungsratsmitglied Patrik Gaignat   – das sei Teil der Lebensqualität im Alter.

Eine weitere Person moniert die Anzahl Parkplätze beim Projekt «Rebweg»: Vorgesehen sind rund 20 Parkplätze für Bewohnende und vier für Besuchende. Der GNK-Präsident erklärt: «Wir machen mit der Tägerhalde sehr gute Erfahrungen. Die meisten älteren Menschen kommen im Alter zwischen 80 und 90 Jahren zu uns und besitzen gar kein eigenes Auto mehr.» Zudem seien öffentliche Parkplätze in der Umgebung vorhanden.

Auf die Nachfrage, weshalb beim Projekt «Wangensbach» keine Tiefgarage geplant sei, sagt Severin Gallo: «Dort steht ein Zivilschutzbunker – das würde die Kosten sprengen.»

Auch der heutige Zustand der Liegenschaft Wangensbach wird angesprochen. Eine Wortmeldung weist auf den äusserlich guten Zustand hin. «Das Gebäude macht einen gesünderen Eindruck, als es tatsächlich ist», entgegnet Gallo. Grundrisse und Bausubstanz entsprächen nicht mehr den Anforderungen an modernes, altersgerechtes Wohnen. Eine Sanierung sei wirtschaftlich wie baulich nicht sinnvoll – das bestehende Gebäude müsse vollständig abgerissen und durch den Neubau ersetzt werden.
 


«Bei einem Nein wird die GNK keine altersgerechten Wohnungen bauen.»

Severin Gallo
GNK-Verwaltungsratspräsident


Günstige Wohnungen

Trotz kritischer Fragen gibt es auch Zustimmung. «Die Diskussion zur Ausrichtung und zu den Parkplätzen ist eine Diskussion auf sehr hohem Niveau. Beide Projekte sind ansprechend», heisst es aus dem Saal – und es gibt Applaus. Einen Schwerpunkt legt die GNK auf den Anteil von günstigen Wohnungen. «Wir haben die Gesamtzahl der Wohnungen bei der Projektoptimierung, bei gering gesteigerten Baukosten erhöhen können», sagt Gaignat. Über zwei Drittel der Wohnungen würden im preislichen Rahmen für Bezügerinnen und Bezüger von Ergänzungsleistungen liegen – die ­übrigen, insbesondere Attikawohnungen, sollen zu Marktmieten vergeben werden. «Darauf sind wir auch ein bisschen stolz», fügt er an.

Für die heutigen Bewohnenden am Rebweg sei eine individuelle Begleitung bei der Wohnungssuche organisiert. Sie sind seit 2023 über das Projekt informiert und erhalten Priorität bei anderen Alterswohnungen der GNK.

Auf die Herkunft der künftigen Mietenden angesprochen, betont der Verwaltungsratspräsident: «Natürlich erhalten Bewerbende aus Küsnacht Vorrang – genau dafür bauen wir schliesslich die ­Alterswohnungen.»

Die Notwendigkeit der beiden Alterswohnprojekte begründen die GNK und Gemeinde mit dem demografischen Wandel. «Die Alterspyramide verwandelt sich zunehmend in einen ‹Alterspilz›», erklärt Severin Gallo. Prognosen etwa vom Schweizerischen Gesundheitsobservatorium bestätigen einen wachsenden Bedarf. Ältere Menschen wollen möglichst lange selbstbestimmt in ihren vier Wänden leben und Pflegeangebote nur im Bedarfsfall nutzen.

Die geplanten Wohnungen sollen diesem Bedürfnis gerecht werden: breite Gänge für Rollatoren und Rollstühle, barrierefreie Grundrisse, Notrufsysteme, Brandschutzvorgaben und Aussenanlagen mit Aufenthaltsqualität. «Wir haben uns bewusst an erfolgreichen Projekten orientiert und daraus gelernt», sagt Gallo.

Wenn Küsnacht Nein sagt

Die GNK bezahle dabei einen Baurechts- und Darlehenszins an die Gemeinde und amortisiere den Kredit innert der 60-jährigen Baurechtsdauer. «Wir haben alle valablen Ideen in den Projekten vereinigt. Bei einem oder zwei ‹Nein›, ganz ohne Wahltaktik, baut die GNK die jeweiligen altersgerechten Wohnungen nicht», sagt der Verwaltungspräsident.

Kommt es zu einem Ja an der Urne, startet der Bau am Rebweg voraussichtlich im Dezember 2026, der Bezug ist für 2029 geplant. Das Projekt «Wangensbach» folgt ab Ende 2029, mit Einzug im Jahr 2032. Gallo: «Wir sind überzeugt, mit diesen Projekten etwas Nachhaltiges und Wertvolles für Küsnacht zu schaffen.»