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Schulhaus Goldbach ging on air

Erstellt von Damjan Bardak |
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Während der diesjährigen Projektwoche der Schule Goldbach unterhielten die Schülerinnen und Schüler ihre Familien und Freunde mit Interviews, Liedern und Abenteuergeschichten auf ihrem eigenen Radiosender.

Die Tür des vollbedruckten Radiobusses öffnet sich, und die Allerkleinsten strömen heraus. Soeben haben die Kindergärtler eine halbe Stunde über den Herbst und Frühling gesprochen. Sie haben sichtlich Freude am speziellen Projekt, wie man den Freudensprüngen und den zufriedenen Gesichtern entnehmen kann. Nun ist Schichtwechsel – die Erstklässler sind an der Reihe. Sie haben gemeinsam mit ihren Klassenlehrpersonen in den vergangenen drei Wochen aus Geschichten über Frösche wie «Der Froschkönig» oder «Das gehört mir» eigene Dialoge aufgeschrieben, sie aufgeteilt und vorlesen geübt. Im Unterricht hatten sie zuvor die Metamorphose von der Kaulquappenlarve bis zum erwachsenen Frosch gelernt.

Respekt vor dem Mikrofon

Wenige Augenblicke vor ihrem Auftritt sind einige Erstklässler angespannt. «Uns hört gleich die ganze Welt», meint ein Junge beeindruckt. Die Tür des Radiobusses wird geschlossen, die Klassenlehrperson gibt das abgemachte Handzeichen, und mehrere Kinderstimmen brüllen zeitgleich: «DING DING HAAAALLOOO! Herzlich willkommen bei Crazy Frog. In der heutigen Sendung geht es rund.»

Aussergewöhnliche Schulwoche

Vom Kindergarten bis zur sechsten Klasse bereiteten die Kinder des Schulhauses Goldbach verschiedene Radiosendungen vor. Im Radiobus der Pestalozzi-Stiftung konnten sie Texte vortragen, die ihre Familien und Freunde live im Web­radio hören konnten. Im Teamzimmer im Schulhaus Goldbach wurde ein kleines Tonstudio mit mehreren Mikrofonen und einem Mischpult eingerichtet, wo die Schülerinnen und Schüler die ­Sendungen vorproduzieren konnten. So entstanden Interviews mit teilweise bekannten Persönlichkeiten aus Politik, Vereinsleben oder aus dem Schulumfeld; spannende Reportagen, Abenteuergeschichten, News, Quiz und spontane Diskussionen oder Berichte zu sportlichen Ereignissen wie zur Eishockey-Weltmeisterschaft oder zum Klassenlager.

Mit Technik vertraut machen

«Wir nehmen eine sehr positive Stimmung im Schulhaus wahr und erhalten sehr viel positives Feedback zu unserem Radio», sagt Martin Enzler, Schulleiter der Schule Goldbach. Die Schülerinnen und Schüler seien sehr motiviert, hätten Spass, lernten genau zu lesen und machten sich mit der Technik vertraut. Für den Schulleiter ist die diesjährige Projekt­woche eine aussergewöhnliche Sache, die schon Wochen vor der Durchführung vorbereitet werden musste. Eine Arbeitsgruppe von Lehrpersonen war verantwortlich für die Organisation und erstellte einen Einsatz- und Sendeplan sowie in Zusammenarbeit mit dem Elternrat ein Radiocafé für die Zuhörerinnen und Zuhörer vor Ort. Zudem wurde ein Angebot in Stimmbildung für alle Schülerinnen und Schüler organisiert. Die 5. Klasse gestaltete den Flyer und im Vorfeld der Projektwoche beschäftigte sich die ganze Schule im Unterricht mit der Vorbereitung der Sendungen.

Kinderstiftung schafft Einmaliges

Die Stiftung Pestalozzi setzt sich schweizweit dafür ein, dass Kinder und Jugendliche gute und gleichberechtigte Bildung geniessen. Eine Initiative der Organisation ist das Projekt «Power up», welches es Schulklassen ermöglicht, für einzelne Tage oder eine Woche ein Radioprogramm zu gestalten. Dafür hat die Stiftung einen Radiobus, ausgestattet mit Mikrofonen und der nötigen Technik, um Liveübertragungen zu ermöglichen.

«Es ist spannend, was die Kinder alles zu sagen haben, wenn sie die Möglichkeit erhalten, gehört zu werden», sagt ein Angestellter der Pestalozzi-Stiftung. Im Zentrum des Projekts stehe vor allem das Erlebnis, das für die allermeisten einmalig sei. «Doch vielleicht begeistert sich ein Kind durch das Schülerradio für Medien», sagt der Angestellte der Stiftung lachend.

Radio, Kaffee und Kuchen

Ob im Auto, am Arbeitsplatz oder unterwegs – auf der Website der Pestalozzi-Stiftung konnte das Radioprogramm der Schule Goldbach jederzeit verfolgt werden. Wem das allerdings noch zu wenig war, der konnte auf dem Pausenplatz des Schulhauses bei Kaffee und Kuchen die verschiedenen Sendungen im Radiocafé geniessen. Von zehn Uhr morgens bis am Mittag bzw. am Nachmittag verpflegten die Schülerinnen und Schüler, unter Mithilfe des Elternrats, ihre Liebsten gleich selbst – wenn sie nicht gerade Teil einer Moderation waren. Neben Festzelt und Festbänken waren Lautsprecher aufgestellt, damit keine Minute der Radiosendungen vor Ort verpasst wurde.

Kleine Reporter, grosse Fragen

Auch Gäste fanden den Weg in die Studios der Schülerinnen und Schüler des Schulhauses Goldbach. Wie der Vereinspräsident des FC Küsnacht, Thomas Frei, dessen Söhne die Schule früher besuchten. Er hatte Freude an der Einladung und meinte: «Ich brauchte nicht lange zu überlegen, als ich von der Schule für ein Interview eingeladen wurde.» Gemeinsam mit den Knaben, die ihn befragten, hatte er einen Riesenspass. Auch ein Förster, Angestellte des Tierheims Strubeli, ein Fernsehmoderator, der seit Jahren die Wettersendung auf SRF moderiert, ein Torhüter eines Zürcher Fussballclubs und der Gemeindepräsident Markus Ernst stellten sich den Fragen der Jungmoderatoren.

Mit dem Ende der fünftägigen Radiowoche kehrt wieder Normalität ins Schulhaus Goldbach zurück. Für die Schülerinnen und Schüler steht in der kommenden Woche der Sporttag auf dem Programm und für den Radiobus geht es als Nächstes nach Zofingen.

«Uns hört gleich die ganze Welt», meinte ein Junge beeindruckt. Und so sieht das rollende Studio von aussen gesehen aus.