Rebekka Gemperle hat jahrzehntelange Erfahrung als Führungskraft im Gesundheitswesen. Als Präsidentin der GLP Küsnacht bringt sie aber noch weiteres Wissen in die örtliche Politik ein. Sie will der Gesellschaft auf diese Weise etwas zurückgeben.
Der «Küsnachter» hat mit der GLP-Parteipräsidentin im World of Bonnie an der Bahnhofstrasse abgemacht. Das ist eine kleine Fitness- und Wellnesskette in Küsnacht, die auch zwei einladende Cafés beinhaltet. «Weil Sport im Alter immer wichtiger wird, trifft man mich seit kurzem zweimal pro Woche im Fitnesszentrum», sagt Rebekka Gemperle. Und schon sind wir mitten im Gespräch.
Küsnachts GLP-Parteipräsidentin, dazu noch Co-Präsidentin der seniorGLP Kanton Zürich und im GLP-Vorstand Kanton Zürich. Sind das nicht undankbare Jobs, die vor allem viel Arbeit geben?
Ich mache das aus Überzeugung – sonst hätte ich diesen Weg nicht eingeschlagen. Das Wichtigste ist für mich, mit meiner politischen Arbeit der Gesellschaft etwas zurückzugeben. Vielleicht ist es nur ein einzelner Tropfen – aber auch viele Tropfen füllen ein Glas. Und oft braucht es genau diese kleinen Impulse, um etwas Grösseres in Bewegung zu setzen.
«Küsnacht soll bis spätestens 2040 klimaneutral werden»
Die GLP Küsnacht setzt sich für eine zukunftsgerichtete Politik ein, die ökologische Verantwortung, soziale Offenheit und ökonomische Weitsicht verbindet. «Wir stehen für konkrete Lösungen statt Ideologien – auch auf kommunaler Ebene», betont Parteipräsidentin Rebekka Gemperle. «Wir wollen, dass Küsnacht bis spätestens 2040 klimaneutral wird und fördern lokale, erneuerbare Energie sowie energieeffizientes Bauen. Der Erhalt von Grünflächen, sauberem Trinkwasser und der Artenvielfalt ist uns ebenso wichtig wie eine durchdachte Raumplanung, die Küsnachts naturnahes Ortsbild bewahrt und weiterentwickelt». Bildung hat für die GLP einen hohen Stellenwert – von der frühkindlichen Förderung bis zur Weiterbildung im Erwachsenenalter. Auch Gesundheit, Sport und Kultur verdienen laut den Grünliberalen mehr Unterstützung – insbesondere, wenn es um Prävention und die psychische Gesundheit von Jugendlichen und Erwachsenen geht. «Wir möchten ein Küsnacht, in dem Wohnen, Arbeiten und Freizeit im Einklang stehen, mit lebendigen Treffpunkten und attraktiven Freizeitangeboten für alle Generationen. Freiwilliges Engagement ist für das soziale Leben in unserer Gemeinde wünschbar. Wir setzen uns dafür ein, dass es besser sichtbar gemacht und anerkannt wird», so Gemperle.
Spielt Ihr Alter bei Ihren Prioritäten auch eine Rolle?
Seit meiner ordentlichen Pensionierung arbeite ich Teilzeit, was mir Raum für mein politisches Engagement lässt – zumal die meisten Sitzungen abends stattfinden. Anstrengend wird es, wenn über Wochen fast jeder Abend und auch der Samstag verplant sind.
Sehen Sie das Amt der Parteipräsidentin als eine Art Sprungbrett für Ihre politischen Ambitionen?
Nein, ganz und gar nicht. Ich werde nächsten Monat 70 – da geht es eher ums Zurückschalten als ums Aufbauen. Gerade weil ich keine persönlichen politischen Ambitionen mehr verfolge, kann ich vieles mit mehr Gelassenheit sehen, bin frei von Druck und kann meine Haltung umso klarer vertreten.
Wie würden Sie sich persönlich politisch verorten? Mehr G = Grün oder mehr L = liberal vom GLP-Inhalt?
In erster Linie bin ich überzeugtes Mitglied der Grünliberalen – weil die Partei wirtschaftliche Vernunft mit ökologischer Verantwortung und gesellschaftlicher Offenheit verbindet.
Wie sehr spielt Ihre familiäre Prägung eine Rolle?
Ich komme selbst aus einem familiengeführten KMU-Umfeld und habe im Gesundheitswesen viele Jahre in leitender Position gearbeitet. Diese Erfahrungen haben mich geprägt: Ich weiss, wie wichtig unternehmerische Freiheit, Eigenverantwortung und Effizienz sind – gerade auch in einem so sensiblen Bereich wie der Gesundheit. Gleichzeitig sehe ich, dass eine moderne Gesellschaft soziale Gerechtigkeit und ökologische Nachhaltigkeit braucht. Deshalb engagiere ich mich bei der GLP: Sie steht für echte Gleichstellung, faire Chancen für alle und konkrete familienfreundliche Rahmenbedingungen – wie etwa Kita-Subventionen, die Einführung der Individualbesteuerung oder mehr Familienzeit. Wenn ich mich politisch also verorten soll, dann eher beim «L» – mit einem klaren Blick für die Balance zwischen Freiheit und Verantwortung.
Sie arbeiten also noch Teilzeit als Beraterin Gesundheitswesen und als Dozentin. Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus?
Kein Tag gleicht dem anderen. Manchmal ist meine Agenda durchgetaktet mit Terminen und Anlässen, dann gibt es wieder Tage, die sich ganz ruhig und offen anfühlen. Eine der wenigen Konstanten ist das Wochenende – und der Tag unter der Woche, an dem mein Partner und ich uns sehen, mal bei mir, mal bei ihm. Umso wichtiger ist mir ein stabiler Start in den Tag. Ich bin eine Frühaufsteherin: Mein Tag beginnt mit einer Yogasession, gefolgt von einer Tasse Kaffee und dem Lesen der Zeitungen – ein ruhiges Ritual, bevor ich ab 8 Uhr meistens im Homeoffice starte oder schon unterwegs bin.
Wie sehen Sie die Rolle der GLP in Küsnacht mit einer Vertretung im Gemeinderat und diversen Kommissionsämtern?
Mit Susanna Schubiger stellt die GLP ein aktives Mitglied im Gemeinderat. Sie ist verantwortlich für das Ressort Gesellschaft, das unter anderem die Bereiche Soziales und Integration umfasst. Darüber hinaus ist die GLP in verschiedenen Kommissionen der Gemeinde vertreten, darunter in der ENAK, der Sozialkommission und der RPK. Diese Beteiligung ermöglicht es der Partei, ihre politischen Schwerpunkte in Bereichen wie Nachhaltigkeit, Energiepolitik und Partizipation aktiv einzubringen. Ihre Präsenz im Gemeinderat und in den Kommissionen trägt dazu bei, dass Werte wie eine offene, lösungsorientierte Politik und die Bedeutung von Innovation, ökologische Verantwortung und soziale Ausgewogenheit in der Gemeindepolitik von Küsnacht berücksichtigt werden.
Treten Sie bei den nächsten Gesamterneuerungswahlen für den Küsnachter Gemeinderat mit einer zusätzlichen Kandidatin, einem Kandidaten an?
Die GLP Küsnacht befindet sich derzeit in der Findungsphase für die bevorstehenden Gesamterneuerungswahlen des Gemeinderats. Die Gespräche und internen Abklärungen laufen noch bis Ende Juni. Sobald die Gespräche abgeschlossen sind, werden wir die Entscheide kommunizieren. Bis dahin können noch keine definitiven Aussagen gemacht werden.
Sie lebt in einer glücklichen Living-Apart-Together-Partnerschaft
Rebekka Gemperle ist in St. Gallen aufgewachsen. Ihre Eltern führten einen grossen Metzgereibetrieb. Gemperle hat seither in verschiedenen Kantonen gelebt – begleitet von unterschiedlichen Lebensphasen und Familienmodellen. Sie war alleinerziehende Mutter, lebte in einer Patchwork-Familie und ist seit rund 20 Jahren «in einer glücklichen Living-Apart-Together-Partnerschaft».
Diese Vielfalt an Erfahrungen hat ihren Blick auf das Zusammenleben geprägt – privat wie politisch. Bis zu ihrer Pensionierung war sie beruflich voll engagiert und hat 100 Prozent gear-beitet.
Seit drei Jahren wohnt Gemperle, die bald 70 Jahre alt wird, an der Zürichstrasse in Bahnhofsnähe, nachdem sie zuvor 22 Jahre in Erlenbach gelebt hat. «Küsnacht war jedoch auch in dieser Zeit ein fester Bestandteil meines Alltags», betont Gemperle.
Ihre Freizeit verbringt sie am liebsten vielseitig – mal kulturell, mal sportlich. Sie geniesst Konzerte, Podiumsdiskussionen oder einen guten Film im Kino genauso wie einen Besuch im Kunsthaus. Auch die Natur und der See geben Gemperle viel – ob für einen Spaziergang oder einfach zum Durchatmen. «Und weil Sport im Alter immer wichtiger wird, trifft man mich seit Kurzem auch zweimal pro Woche im Fitnesszentrum», erzählt die sympathische Frau lachend. Ein gutes Essen in einem schönen Restaurant gehört für sie aber ebenfalls zu den kleinen Genüssen des Alltags. (ls.)