Der Wangensbach hat eine sehr alte Geschichte. Der grosse Rebberg wird 1246 zum ersten Mal in einer Urkunde erwähnt. 1624 erbaute Beat Werdmüller, ein Seidenfabrikant aus Zürich, das Herrenhaus. Der Zürcher Bürgermeister Johann Caspar Hirzel erweiterte das Gebäude 1678 zum Schloss von Küsnacht – mit Turm und Befestigung. Neben dem Weinbau betrieb er die Seidenfabrikation in den Häusern beim Hotel Sonne. 1772 ging das Gut an Hans Jakob Boller, Weinbauer und Besitzer einer Seidenfabrikation. In dieser Zeit wurden Turm und Befestigung zurückgebaut.
Denkstätte und Zufluchtsort
Unter Bollers Sohn bewohnte alt Küsnachter Amtmann Hans Kaspar Escher einen Teil des Gebäudes. Er wurde regelmässig von seinen Jugendfreunden Johann Heinrich Pestalozzi und Johann Caspar Lavater besucht. Auch Reformpädagoge Philipp Emanuel von Fellenberg kehrte bei Escher im Wangensbach ein. 1795, als sich die Landbevölkerung im Stäfner Handel für ihre Rechte wehrte, war der Wangensbach geheimer Versammlungsort der Anführer des Aufstands.
Seit 1851 leitete Johann Heinrich Meyer, Lehrer am Seminar in Küsnacht, am selben Ort eine private Handelsschule für Knaben. Bei ihm versteckten sich Giuseppe Mazzini und weitere italienische Freiheitskämpfer. 25 Jahre später schrieb C. F. Meyer im Wangensbach sein Küsnachter Gedicht «Der Rappe des Comturs» und den Roman «Jürg Jenatsch». Nach Meyers Wegzug übernahm der amerikanische Konsul und Schriftsteller Samuel Hawkins Marshall Byers dessen Wohnung. Der Freund General Shermans, der als Einziger seines Regiments den Civil War überlebt hatte, fand im ländlichen Wangensbach für sich und seine Familie ein Friedensparadies.
Vom Familiensitz zum Altersheim
1883 kaufte der Küsnachter Pfarrer Paul Burkhard den Wangensbach für seine Frau Henriette Burkhard-Ziegler, die Schwester von C. F. Meyers Mutter. Aus ihrer Zeit stammt die heute noch sichtbare Gestaltung der Umgebung: der Vorplatz zum See hin mit Baumreihe und Balustrade, die Gartenanlage mit den chaussierten Wegen, das kleine Bachtobel und der Weiher mit den Grotten. Hier wuchs ihr Sohn auf — der spätere Nationalrat Diethelm Burkhard-Abegg, der den Wangensbach während mehreren Jahren bewirtschaftete. Nach 24 Jahren im Besitz von Ingenieur Albert Ryffel und seiner Familie kaufte die Gemeinde das Gut und richtete 1932 ein Altersheim ein. 1957 entstand an der Stelle des ehemaligen Lehenhauses und einer Scheune der Altersheimneubau von Architekt Rudolf Joss, der – saniert und um einen Seitentrakt ergänzt — 1993 neu eröffnet wurde. Im Bewusstsein der Bedeutung der Mobilmachung stellte sich Gottfried Elliker auf seinem Rappen schützend vor den Wangensbach, der für ihn wie kein anderer Ort die reiche Geschichte und gemeinsame Identität Küsnachts verkörperte.